Kritik
So langsam öffnen die Berliner Kulturstätten wieder ihre Pforten und auch das Schlosspark Theater kann nach sieben Monaten erzwungener Spielpause endlich wieder mit an Bord sein, wenngleich nur mit 20 Prozent der möglichen Auslastung. Wobei dieser Eindruck an diesem sonnigen Pemierenabend vor Spielbeginn und in der Pause nicht unbedingt entsteht, denn der überschaubar große Theatergarten sieht auch unter diesen Bedingungen gut besucht aus, zu Beginn der neuen Spielzeit, die an diesem Hause mit verschiedensten Produktionen erst einmal bis Ende September durchläuft und mit dem Stück "Winterrose" nun ihren Anfang macht.
Das Stück spielt im Sommer, Herbst und Winter, was dem Zuschauer mit Hilfe der Drehbühne und einigen Accessoires charmant vermittelt wird. Das Thema allerdings ist zeitlos, der passende Partner wird schließlich immer gesucht, ebenso können Menschen voneinander schnell mal genervt sein.
Womit die Geschichte aus der Feder des Salzburger Ehepaars Christa und Agilo Dangl fast schon erzählt wäre: Die quirlige Witwe Elisabeth verabredet sich jeden Mittwoch unter dem Pseudonym Winterrose mit Männern, die sie mit Hilfe von Zeitungsannoncen kontaktiert und selbige im Kaffeehaus gegenüber ersteinmal in Augenschein nimmt, von einer Parkbank aus.
Genau da liegt jedoch der Hase im Pfeffer, wird selbige Bank auch von Literaturliebhaber Josef genutzt, dem seine wöchentliche Auszeit im Park seit 27 Jahren heilig ist. Und der sich von den Eskapaden dieser noch sehr lebendigen Frau auf Freiersfüßen natürlich gestört fühlen muss, als die beiden durch die Verlegung seines Parkbesuchs von Donnerstag auf Mittwoch unweigerlich aufeinander treffen.
Jürgen Heinrich spielt diesen Mann der leisen Töne sehr überzeugend, Dagmar Biener hat in ihrer Rolle manch interessante Lebensweisheit zu verkünden. Und da zu allen guten Dingen drei gehören, gesellt sich zum Ensemble noch der Hüter des Parks hinzu. Horst kümmert sich nicht nur um seine Pflanzen, sondern hält auch Augen und Ohren für seine Mitmenschen offen, Elisabeth und Josef bieten natürlich immer wieder gute Steilvorlagen für ihn, am Ende kommt es, wie es kommen musste.
Philip Tiedemann hat diesem Stück, das nicht allzu viel Tiefgang bietet, durch seine Regie einige Momente der Rührung und einige mehr der Komik verliehen, das Beste aus dem Stoff gemacht, so wie auch die Schauspieler ihren Rollen Glaubwürdigkeit verleihen. Und hier und da sind noch ein paar Schmankerl eingestreut, wenn zum Beispiel das vom Gärtner mitgeschleppte Transistorradio passend zu den jeweiligen Situationen immer wieder Einspieler hören lässt, unverkennbar von Dieter Hallervorden gesprochen.
Das Publikum jubelt, allen Leuten vor, hinter und auf der Bühne ist die Erleichterung anzumerken, endlich wieder Kultur zeigen und genießen zu können. Und so geht's hoffentlich weiter ...