Rita Feldmeier hat das Debüt zu ihrem Marlene-Dietrich-Abend gegeben, die Bühne des Schlosspark Theaters für diesen Gesangsabend gewählt, der unter dem Zeichen „Allein in einer großen Stadt“ steht. Und kaum zu glauben, dass sich die Protagonistin der Interpretation so einer Diva erst in reiferen Jahren widmet, überzeugt sie doch auf ganzer Linie und vermittelt den Eindruck, als hätte sie nie etwas anderes getan.
Dabei passt es in diesem Fall durchaus, hat doch auch Marlene Dietrich erst spät ihre Gesangskarriere gestartet, vorher hauptsächlich geschauspielert. So wie auch Rita Feldmeier seit über vier Jahrzehnten dem festen Ensemble des Hans Otto Theaters in Potsdam angehört. Was der Inszenierung von Achim Wolff durchaus zuträglich ist, besteht der Abend nicht nur aus Gesang sondern auch aus Plaudereien, mit ihrem Pianisten Jörg Daniel Heinzmann, der die Diva nicht nur auf dem Instrument virtuos begleitet.
Und ja, Feldmeier wird dieser Diva mit jeder Faser ihres Körpers gerecht, sie gibt jeder einzelnen Silbe Bedeutung, pointiert jede Bewegung, überzeugt in dieser Rolle sowohl mimisch als auch gestisch so sehr, dass wirklich Marlene Dietrich auf der Bühne zu stehen scheint. Und das liegt nicht nur an der Frisur, der berühmt gewordenen weit geschnittenen Marlene-Hose und der bis zum Hals zugeknöpften weißen Hemdbluse. Sie nimmt sich der frechen Art Dietrichs mit viel Charme an.
Der gesamte Abend ist von einer Spannung begleitet, es reiht sich nicht nur Lied an Lied, sondern es wird so ganz nebenbei auch eine Geschichte erzählt, die die Inszenierung gelungen abrundet.
So handelt die erste Hälfte des Programms von ihrem Eintreffen in ein Hotelzimmer, in dem sie aus ihren Befindlichkeiten keinen Hehl macht, nicht gerade zufrieden ihrem anstehenden Auftritt entgegenblickt. Und das titelgebende Lied ihrer Show „Allein in einer großen Stadt“ singt, bevor sie auf ihre Karriere zurückblickt, sei es ihr Weg nach Hollywood, ihre Zeit bei den GIs und ihre Rückkehr nach Deutschland 1960, die ihr deutlich zeigt, dass sie bei vielen Leuten immer noch als Vaterlandsverräterin gilt.
Und sie geht hart mit sich selbst in‘s Gericht, die Zuschauer erfahren ganz schnörkellos davon, dass sie von ihrer Stimme keine hohe Meinung hat, sich „wie eine Höckergans anhöre, die gerade geschlachtet wird.“ Und daher auch stark auf ihr Äußeres setzt, ihr Pailettenkleid zum Beispiel mit dem berühmten weißen Schwanenfedermantel ergänzt.
Mit dem sie nach der Pause die zweite Hälfte optisch höchst beeindruckend einläutet, in der sie wieder in die „Gegenwart“ eintaucht und das Publikum mit ihrem Outfit in Jubelrufe versetzt, mit „Johnny“ ihr Konzert startet. Dem dann viele bekannte Lieder folgen, jedes einzelne berührt, so wie Feldmeier es darbietet, sehr stark zum Beispiel „Marie“, für das Marlene Dietrich von Gilbert Becaud höchst persönlich die Erlaubnis erhalten hat, es als Frau zu singen, handelt es doch von einem Mann.
Auf den Wunsch ihrer Tochter hin hat sie auch „Sag mir, wo die Blumen sind“ in ihr Portfolio aufgenommen, inzwischen gehört es zu ihren Lieblingsliedern; zu denen des Publikums spätestens nach diesem Abend wohl auch.
Und könnte dieses Programm ohne „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ zu Ende gehen? Mit diesem Lied aus dem „Blauen Engel“, leider größtenteils in englischer Sprache gesungen, beschließt Feldmeier diesen großartigen Abend.
Und nach langem Applaus hat sie dann auch noch einen Koffer in Berlin. Und viele Fans dazugewonnen; es bleibt zu hoffen, dass Rita Feldmeier mit ihrem Programm noch viele Menschen beeindrucken und berühren können wird, zwei Termine in näherer Zukunft gibt es schon auf der Schlosspark Theater Bühne, am 24. November und am 28. Dezember.