Komische Oper Berlin
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    SPIELPLAN & KARTEN

    Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny

    Bewertung und Kritik zu

    AUFSTIEG UND FALL DER STADT MAHAGONNY 
    von Kurt Weill & Bertolt Brecht
    Regie: Barrie Kosky 
    Premiere: 2. Oktober 2021 
    Komische Oper im Schillertheater Berlin 

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    Zum Inhalt: Eines der radikalsten und berühmtesten Musiktheaterwerke des 20. Jahrhunderts kehrt in einer Neuinszenierung von Barrie Kosky und unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Ainārs Rubiķis auf die Bühne der Komischen Oper Berlin zurück – mit Ausnahmetenor Allan Clayton als Jim Mahoney und Publikumsliebling Nadja Mchantaf als Jenny Hill.

    Drei Gauner gründen auf der Flucht vor der Polizei mitten in der Wüste die Stadt Mahagonny. Es soll ihr gelobtes Land sein, ein Ort der Utopie und der unbegrenzten Sünde – denn nichts Geringeres als der Verkauf von Liebe und Alkohol soll für den Fluss des Geldes sorgen. Fressen, Lieben, Boxen, Saufen! Doch wehe, es bleibt kein Geld, um die Zeche zu bezahlen … Menschen, die vor Sklaverei, Verbrechen oder Armut fliehen, eine leere Wüste, gefüllt mit Träumen und Sehnsüchten, apokalyptische Naturkatastrophen, strenge Regeln und wollüstige Exzesse.

    Musikalische Leitung: Ainārs Rubiķis
    Inszenierung: Barrie Kosky
    Bühnenbild und Licht: Klaus Grünberg
    Bühnenbildmitarbeit: Anne Kuhn
    Kostüme: Klaus Bruns
    Dramaturgie: Maximilian Hagemeyer
    Chöre: David Cavelius


    WIR EMPFEHLEN

     

    Meinung der Presse zu „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ - Komische Oper


    Die Welt
    ★★☆☆☆

    FAZ
    ★★★☆☆


    Der Tagesspiegel
    ★★★★★

    tip
    ★★☆☆☆

    3.1 von 5 Sterne
    • 5 star
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    • 1 star
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    Früh verschossenes Pulver
    2 years ago
    Kritik
    ''Allan Clayton ist ein tonstarker, etwas flacher Jim Mahoney. Nadine Weissmann als Witwe Begbick hält die Mitte zwischen Lotti Huber und Lady Bunny: big hair im kessen Hängerchen. Jenny ist mit Nadja Mchantaf nicht schlecht, allerdings recht opernhaft besetzt. Seinen Darsteller:innen schlicht zu vertrauen – wie in der "Dreigroschenoper" –, geht hier aber nicht. Dem Text folgt man mit Mühe – und starrt gebannt auf die Originaltexte von Brecht, die im Vordersitz als Übertitel zum Teil mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen als das Geschehen auf der Bühne. Man muss mit der Stadt mitfiebern, um ihren Untergang zu bedauern. Dem trägt das Orchester der Komischen Oper, ich muss sagen: kongenial Rechnung. Auch GMD Ainārs Rubiķis macht diesmal einen soliden Job (von Koordinationslücken mit dem Chor abgesehen). Da man sein Pulver allerdings frühzeitig verschießt, zieht sich der Abend doch. Das einzig starke Bild kommt fast zu spät: der Gott, der in Gestalt eines Go-Kart fahrenden Äffchens, vielleicht auch einer Kuh, den Untergang besiegelt. Ansonsten verzichtbar. Mein Einkaufstipp: Besser am BE anstehen, auch wenn’s länger dauert.'' schreibt Kai Luehrs-Kaiser auf rbbKultur
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    Das Düster- Biblische in der Kapitalismusparabel von Brecht und Weill
    2 years ago
    Kritik
    ''Kosky belässt es düster, nichts mit Glückseligkeit. Er lässt Jim einen schwarzen Widder ausweiden, an dem sich Freund Jack O’Brien (Philipp Kapeller) totfrisst, Joe (Tijl Faveyts) wird unter die Bühne geboxt, wo Jenny den Ansturm der Freier erwartet. Das Prinzip, nicht alles direkt zu bebildern, hält Kosky weitestgehend durch. Sein Augenmerkt liegt offensichtlich an Jim, der, nachdem er seinen Whisky nicht mehr zahlen kann, als geblendeter Simson gefesselt und vervielfacht zum „Nur die Nacht darf nicht aufhör'n“ über die nun mit hohen Spiegelwänden begrenzte Bühne irrt. Als lächerliche Gottfigur fährt zum Prozess gegen Jim noch eine Affenpuppe auf einem Tretauto auf. Hier braucht es tatsächlich keinen Hurrikan, der Mensch ist sich selbst ein Wolf, und nacheinander erstechen alle den zum Tode verurteilte Jim. Diese Art von Drastik ist dann auch der Höhepunkt von Koskys Interpretationswillen. Der Chor zeigt nun keine Spruchbänder, sondern singt, vom Regisseur hinter die Bühne verbannt, dem allein in seinem Blute liegenden Jim das fatalistische „Können einem toten Mann nicht helfen!“ Bei allem Sarkasmus ist das keine „totale Scheiße“, wie kurz aus dem Parkett zu hören war, sondern einfach nur konsequent. Einmütiger Beifall auch für den Regisseur.'' schreibt Stefan Bock am 3. Oktober 2021 auf KULTURA-EXTRA
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    Von der Umwertung aller Werte
    2 years ago
    Kritik
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    Premiere von Kurt Weills "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" in der Komischen Oper Berlin

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    Eingangs ist besonders zu loben, dass die Komische Oper Berlin parallel zum wieder einsetzenden Kartenverkauf einen kostenlosen Livestream von der Premiere einer berühmten Politsatire anbietet: Barrie Koskys Neuinszenierung von "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" mit der Musik von Kurt Weill und dem Libretto von Bertolt Brecht.

     

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    Das Stück bietet ätzende Gesellschaftskritik und schöpft seine Handlung aus einer bisweilen geradezu bösartigen Umwertung aller tradierten Werte. Mahagonny ist eine fiktive Gründung in USA, an Sodom und Gomorra gemahnend, kreiert von drei Gaunern, die sich vor der Polizei verbergen müssen. Ihre Absicht ist, vorüber kommenden Reisenden mit einem umfassenden Programm zügelloser Verlockungen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Größtes und todeswürdiges Verbrechen ist es in Mahagonny, kein Geld zu haben.

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    Regisseur Barrie Kosky versteht es auf einzigartige Weise, eine überlieferte Vorlage aus dem Jahre 1930 von allem Staub der seither vergangenen Zeit zu befreien und ihr aktuelle Vitalität zu geben.

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    Ein Jude und ein Christ diskutieren die Lage. Zusammen mit Leokadja Berbick (Nadine Weissmann) fassen sie den Beschluss, an Ort und Stelle eine Stadt zu gründen, die geeignet ist, wandernden Goldbesitzern ihre Habe abzuluchsen. Einfach dadurch, dass alle in den großen Religionen fixierten moralischen Grundsätze über Bord geworfen werden.

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    "Show us the way to the next Whisky Bar": Der Alabama-Song weist die Richtung. Die Nachricht von der paradiesischen Stadtgründung verbreitet sich . "Die Unzufriedenen aller Kontinente" drängen nach Mahagonny. Sie scharen sich um den Gin- und Rumspender und stacheln sich zu immer neuen Genußvarianten an. Holzfäller aus Alaska haben in jahrelanger Arbeit Kapital angesammelt, das sie nun in Vergnügen umsetzen wollen. "Ach bedenken Sie, Herr Jack o'Brien": die käufliche Jenny (Nadja Mchantaf) erobert die Szene.

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    Jim Mahoney (Allan Clayton) lässt sich von Jenny einfangen. Erste Krisen am Horizont: Fatty (Ivan Turšić), der Dreieinigkeitsmoses (Jens Larsen) und die vollbusige Berbick kritisieren den bisherigen Geschäftserfolg. Jimmy scheut vor einer Verbotstafel. Weills elektrisierende Songdiktion fährt den Chorszenen in die Beine.  Ein Bühnenklavier wird umjubelt, alle kauern sich drumherum. Jimmy schlägt Akkorde an. Ein jugendlicher Pianist spielt das "Gebet einer Jungfrau". Beifall und Buhs. "Das ist die ewige Kunst", formuliert Berbick ungewollt ironisch.

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    Jimmys leuchtender Tenor rühmt Mahagonny und erleichtert sich aus der geöffneten Hose. Auf hinreissende Weise wird Weills raffinierte Musik in Bewegung übersetzt. Zusammen mit intelligenter Lichtregie (Klaus Grünberg) wird daraus greifbare  Handlung. "Oh Moon of Alabama" von Jenny. Ruhe und Eintracht gibt es nicht, stattdessen einen dräuenden Hurrikan, dekretiert Jimmy. Am schlimmsten ist der Mensch, konstatiert Berbick daraufhin sarkastisch.

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    "Wie man sich bettet, so liegt man", stellt Jimmy fest. Der Chor stimmt zu. Eine vibrierende Streichersequenz als Intermezzo. Eine Durchsage: Hurrikan bewegt sich auf Mahagonny zu und hat unterwegs eine Stadt bis auf die Grundmauern zerstört. Noch drei Minuten bis zum Eintreffen des Hurrikans. Dann macht der aber einen Bogen um die Stadt und verschont sie. Ein Choral zum Dank.

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    "Du darfst" wird zum neuen  Leitspruch. Schafsgedärm als Trophäe. "Essen Sie noch ein Kalb" : Vielfresserei bis zum  Exzeß. Raffinierte musikalische Satzkunst. Jenny entkleidet sich unter den gierigen Augen der Geniesser. Jeder darf mal ran zu suggestiver Tangomusik. "Jungens, macht rasch, denn hier geht's um Sekunden".

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    Jimmy spendiert Whisky für alle und kann ihn nicht bezahlen. Für dieses todeswürdige Verbrechen muss er büssen. Alle verlassen die Szene zum Bühnenhintergrund, kehren dann zurück und schliessen die Öffnungen im Szenenboden. Der geblendete Jimmy irrt darauf herum und ringt die Hände zum Himmel, der ihm nun dunkel erscheint. In grossen Gesangsbögen beklagt er sein Schicksal.

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    Der Staatsanwalt sammelt Bestechungsgelder und spricht den Zechpreller frei. Jimmy wird verspottet. "Wer ist der Geschädigte ?" Ein Kumpel aus Holzfällerzeiten in Alaska erinnert sich an Jimmy. Wie Kosky hier das gesamte Ensemble in eine Hüpfbewegung versetzt, ist höchst sehenswert.

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    Todesurteil für die Zahlungsunfähigkeit. Alle gehen ab, holen dann Jimmy wieder auf die Szene zum Schlussdialog mit Jenny. "Ja, ich bin deine Witwe", legt sich Jenny fest. Alle formulieren das Mahagonny-Glaubensbekenntnis. Jimmy bekennt seine Fehlspekulationen. Ein Glas Wasser, dann wird nacheinander auf den Delinquenten eingestochen, bis er blutüberströmt leblos am Boden liegt.

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    Resümierende Schlusschöre im Oratorienstil mit Reminiszenzen an die Songs der Oper. Dann brausender Applaus für das Ensemble. Ainārs Rubiķis, dem jungen Generalmusikdirektor der Komischen Oper, gelingt das Kunststück, sein hellwaches Orchester durch die komplexe Partitur mit wechselnden Stilen bei anhaltend federnder Spannung hindurchzugeleiten und die hochpräzise Leistung des Chors (Einstudierung David Cavelius) durchgehend einzubinden. Ein sehr hervorhebenswerter Abend mit einer Fülle individueller Leistungen.

    Horst Rödiger

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