Zum Inhalt: Schlagartig bricht ihre Welt zusammen. Alles an Violetta Valérys einsamen Leben schien perfekt. Mit großem Erfolg verkaufte sie ihren Körper an Kunden in nah und fern. Jeden erdenklichen Luxus ermöglichten ihr die Auftritte als »Pariser Kurtisane« ... Doch die Diagnose einer tödlichen Krankheit lässt ihr glänzendes Leben zerfallen. Von Todesangst getrieben, entflieht sie ihrer Einsamkeit in Imaginationen und trifft auf die Bewohner ihrer eigenen Pariser Fantasiewelt – Violetta durchlebt die größten Gefühlsregungen der Menschen: Liebe, Schmerz, Verachtung, Hoffnung und Verzweiflung, bis zur Konfrontation mit dem Unausweichlichen – ihrem Tod.
Gerade ein Jahr war vergangen, seitdem Marie Duplessis 1847 in Paris gestorben war, da sollte ein Roman sie unsterblich machen. Die junge Frau, buchstäbliche »Unschuld vom Lande«, begann als Magd und starb als Primadonna der Prostitution. Mit dreiundzwanzig Jahren erlag sie einer Tuberkulose-Erkrankung. Zu ihren Liebhabern zählten Fürsten, Diplomaten, Künstler, darunter Théophile Gautier, Franz Liszt und auch Alexandre Dumas der Jüngere. Er setzte der jungen Frau 1848 ein Denkmal: La dame aux camélias, die Kameliendame.
''Ainārs Rubiķis sorgt für ordentlich Zug, auch Durchzug im Graben. Peitscht gleichfalls zu sehr 'von unten', nämlich mit Pauken und Trompeten. Er treibt dem Werk fast alle Lyrik aus. Das Orchester ist in guter Form, kein Zweifel. Doch die Interpretation bleibt grobkörnig und vordergründig. Nicht zwingend.
Da in der Originalsprache gesungen wird (statt auf Deutsch, wie hier früher üblich), darf man auf internationale Sänger zurückgreifen. Mit der schnödesten Repertoirevorstellung an einem der größeren Berliner Häuser kann es trotzdem nicht konkurrieren. Da zehrt ein Haus von seinem guten Ruf. Und ist – außer genderpolitisch – ziemlich auf dem falschen Dampfer.'' schreibt Kai Luehrs-Kaiser auf rbbKultur
Vor und zwischen den vier Akten werde ich mit Synthesizerklängen, die versprengtes La traviata-Feeling transportieren sollen, zugerieselt. Die zwei großen Ball-Szenen sind "aktuell" in einer von Madeleine Boyd konzipierten leeren Fabrikhalle zu Beginn des industriellen Zeitalters verortet - ihre Heutigung wird dahingehend sicht- und auch erlebbar, dass man hier ein Großbordell, einen von zahlungskräftigen Kunden begehbaren Mega-Sexroom installierte; eine Reihe aufgestellter Flachbildschirme mit sich hinter ihnen (und vor Live-Cames) räkelnden Huren versinnbildlicht die neue Mode, der von Kunden beiderlei Geschlechts (mit Smartphones, die sie mit den Flachbildschirm-und-Live-Cames-Huren "echt" verbindet, ausgestattet) freizügig entsprochen wird; ihre Klamotten (Annemarie Woods) sehen nach Biedermeier aus, aber es könnten auch Verkleidungen für eine Sexparty 2019 sein.
Zwischen dem statisch oder mimisch mit sich selbst befassten Chor und den zwischen ihm hilf-/ziellos herum agierenden Protagonisten gibt es keinerlei oder so gut wie keine, jedenfalls nicht nachvollziehbar-spürbare Kontaktereien, anders ausgedrückt: Menschlicher Faktor, ob "im Einzelnen" oder ob "in der Gruppe" - Fehlanzeige. Sodurch wird die Vorführung der Kurtisane in der Öffentlichkeit zur Behauptung, findet letzten Endes in realo überhaupt nicht statt. Aber wozu dann La traviata inszenieren?'' schreibt Andre Sokolowski am 2. Dezember 2019 auf KULTURA-EXTRA