Zum Inhalt: Hohe Sprünge, Head Spins, Saltos, schnelle Kicks und schwindelerregende Drehungen: Der brasilianische Choreograf Bruno Beltrão und seine zehnköpfige Crew Grupo de Rua lassen Breaking, Hip-Hop und zeitgenössischen Tanz ineinanderfließen. Mit scharfem Auge für Komposition thematisiert Beltrão die turbulente politische Situation in Brasilien. “New Creation” bringt die aktuellen Konflikte und gewaltvollen sozialen Spannungen in seinem Herkunftsland auf die Bühne und greift dabei auf das athletische Bewegungsvokabular des Urban Dance zurück, das von fulminanter Ausdruckskraft und spielerischer Virtuosität geprägt ist.
Mit Wallyson Amorim, Camila Dias, Renann Fontoura, Eduardo Hermanson, Alci Junior, Silvia Kamyla, Ronielson Araújo ‘Kapu’, Leonardo Laureano, Leandro Rodrigues, Antonio Carlos Silva
Künstlerische Leitung: Bruno Beltrão Assistenz Künstlerische Leitung: Gilson Cruz Lichtdesign: Renato Machado Kostümdesign: Marcelo Sommer Musik: Lucas Marcier / ARPX Elektrik: Sineir Bühne: Anderson Dias
''Der brasilianische Choreograph Bruno Beltrão und seine zehnköpfige Crew Grupo de Rua thematisieren in New Creation die aufgeheizte politische Situation und Widersprüche in ihrer zerrissenen Heimat Brasilien. Widersprüchliche Figuren und Positionen und eine individuelle Körpersprache erinnern an Capoeira und Hip-Hop. Die sich durcheinander bewegenden Tänzerinnen und Tänzer (Wallyson Amorim, Camila Dias, Renann Fontoura, Eduardo Hermanson, Alci Junior, Silvia Kamyla, Ronielson Araújo ‘Kapu’, Leonardo Laureano, Leandro Rodrigues, Antonio Carlos Silva) warten mit Head Spins, Saltos und eindrücklichen Drehungen auf.
Blitzartige Episoden sind aneinander gereiht. Szenen verbinden sich mit Klangbildern wie Straßenlärm. Auch Synthesizer-Klänge von Lucas Marcier/ ARPX oder chaotische Trommelschläge und Drums akzentuieren die Episoden. Lichtdesigner Renato Machado arbeitet mit flimmernden Lichtstreifen und -balken, welche die Miniaturen sozusagen durch Blackouts unterbrechen: Beeindruckende tänzerische Leistungen, deren dramaturgische Hintergründe sich jedoch oft nicht zur Gänze erschließen.'' schreibt Ansgar Skoda am 30. August 2022 auf KULTURA-EXTRA
Als Auftragswerk kam die "New Creation" nach Corona-Verschiebungen im neuen Farankfurt LAB, einer Außenspielstätte des Mousonturms neben Industriebrachen, im April zur Premiere. Dieses Ungeschliffene und Rohe der Location passt auch noch wesentlich besser zum Stück als der verblassende, nostalgische Charme der Institution im Herzen von West-Berlin.
Nach wenigen Sekunden bricht Beltrāo seine ersten Szenen ab: Schwarzblenden trennen die Miniaturen ab. Nur zögerlich werden die Tanz-Passagen nach diesem Intro länger. Stilisierte Gewalt zieht sich durch den 50 minütigen Abend.
Die „New Creation“ bleibt jedoch zu sehr in Konzeptkunst stecken, die über die Festivals gereicht wird. Vor kurzem gastierte sie auch bei den Wiener Festwochen. Offensichtlich möchte Beltrāo von der verheerenden Lage in seiner brasilianischen Heimat erzählen, die unter der Herrschaft des Rechtspopulisten Jair Bolsonaro leidet. Das gelang Choreograph*innen wie Lia Rodrigues oder Marcelo Evelin in den vergangenen Jahren jedoch dramaturgisch überzeugender und künstlerisch eindrucksvoller mit mitreißenden, starken Bildern.
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