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    Macht und Widerstand

    Bewertung und Kritik zu

    MACHT UND WIDERSTAND 
    von Ilija Trojanow 
    Regie: Dušan David Pařízek
    Berlin-Premiere: 3. Oktober 2017
    Deutsches Theater Berlin

    Bulgarien. Zwei Biografien. Die des Anarchisten Konstantin – zehn Jahre saß er für die Sprengung eines Stalindenkmals in Haft: Lager, Zwangsarbeit, Psychiatrie, Kälte- und Hungerfolter, Schläge. Und die seines Folterers Metodi, dem "Michelangelo des Verhörs", Produkt und Profiteur eines Regimes, das auf das Ressentiment der Zukurzgekommenen setzte und der Brutalität freien Lauf ließ. Doch das ist Jahre her. 1989 wechselt die Regierung, es bricht eine neue Zeit an – zumindest äußerlich. Die Protagonisten der Macht bleiben die gleichen. Sie haben sich ohne größeren Reibungsverlust neu eingerichtet. Erinnerungen sind trügerisch. Und unerwünscht. Konstantin versucht, in den Akten der Staatssicherheit Zeugnisse für das Erlebte zu finden. Er sucht die Wahrheit, zornig und kompromisslos. Seine Unerbittlichkeit wird ihm selbst von Leidensgefährten zum Vorwurf gemacht. Warum zurückschauen? Tatsächlich stößt Konstantin nur auf wenig aussagekräftige Dokumente. Die Sicherheitsbehörden haben gründliche Arbeit geleistet, ihre Arme reichen bis in die Gegenwart. Seine Erfahrungen werden negiert, finden keinen Widerhall. Und so bleiben Opfer und Folterer, Konstantin und Metodi, aneinander gekettet, ihre Biografien auf Lebenszeit miteinander verflochten, makaber aufeinander angewiesen durch die Zeugenschaft, die allein sie sich gegenseitig ablegen können.

    Mit Samuel Finzi, Sarah Franke, Henning Hartmann, Markus John

    Regie / Bühne: Dušan David Pařízek
    Kostüme: Kamila Polívková
    Dramaturgie: Judith Gerstenberg

    In Kooperation mit dem Schauspiel Hannover

    3.3 von 5 Sterne
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    Passable Adaption eines großartigen Romans
    7 Jahre her.
    Kritik
    Der tschechische Regisseur Dušan David Pařízek ist für seine sperrigen, oft recht spröden Adaptionen bekannt. Dass ihm die „Macht und Widerstand“-Inszenierung wesentlich besser gelang als Kafkas „Amerika“, mit dem er vor einer Woche an selber Stelle langweilte, hat eine ganze Reihe von Gründen: Erstens hat Trojanow seinen Roman sehr szenisch angelegt. In schnellen Schnitten, die sich auch sehr gut für eine Verfilmung eignen würden, wechselt er zwischen den Perspektiven der beiden Hauptfiguren hin und her. Das Buch führt den Leser furios durch die Umbruchzeiten und ist gespickt mit lebendigen Dialogen, teilweise sogar regelrechten Streitgesprächen wie im klassischen Drama. Das ist ein Vergnügen beim Lesen und gibt auch dem Abend einen bei Pařízek bisher ungewohnten Drive. Zweitens kann diese Inszenierung mit einem beliebten Star punkten: Samuel Finzi, der sich in den vergangenen Jahren mehr auf Fernsehauftritte konzentrierte, darf einige Register seines Könnens ziehen. Er spielt den Konstantin als wütenden alten Mann, der nach zehnjähriger Haft vergeblich die an ihren Sesseln klebenden Eliten zur Rechenschaft ziehen will. Er variiert zwischen lauten Wutausbrüchen und stillen Rückblicken auf die Verhöre und Demütigungen. Zwischendurch unterhält er mit Klaviersoli und pantomimischen Slapstick-Einlagen. Als Sahnehäubchen bekommt er Szenenapplaus für seine kurzen Auftritte als exzentrische Gattin von Metodi. Drittens passt Pařízeks Lieblingsstilmittel, die an die Wand projizierten Overhead-Folien, diesmal sehr gut. Auch der Roman wird an vielen Stellen von kurzen Ausschnitten aus den Akten des bulgarischen Pendants zur Stasi-Unterlagenbehörde unterbrochen. Anfangs muss Konstantin um jeden Schnipsel kämpfen. Nach einigen Interventionen wird er derart mit Akten-Müll zugeschüttet, dass er daraus kaum noch wertvolle Informationen destillieren kann. In dieser Szene wird die ansonsten kahle Bühne mit den Overhead-Projektionen der Akten regelrecht zutapeziert. Weiterlesen auf Das Kulturblog
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