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Deutsches Theater Berlin
www.deutschestheater.de
Schumannstraße 13a - 10117 Berlin
Telefon: 030 284410
SPIELPLAN & KARTEN

Der Fall McNeal

Premiere: 26.9.2025 Deutsches Theater Berlin

Jacob McNeal ist das Paradebeispiel für den sprichwörtlichen alten weißen Mann. Er scheint geradezu der Prototyp einer heute als toxisch gebrandmarkten Männlichkeit zu sein: ein berühmter US-amerikanischer Schriftsteller Ende 60, ein Charismatiker mit einem Alkoholproblem und verstörender Ehrlichkeit, prominent, erfolgreich, raumgreifend. Für seine Werke hat er ohne Rücksicht auf Verluste sich selbst, seine Beziehungen und seine Gesundheit ausgebeutet und ruiniert. Doch auf dem Höhepunkt seines Ruhms (Literaturnobelpreis) und am Ende seines Lebens (Leberzirrhose) holt ihn seine Vergangenheit ein. Und gleichzeitig überholt ihn eine Technologie, die die Literaturproduktion verändert: Künstliche Intelligenz, die in rasender Schnelligkeit Texte zu produzieren imstande ist – ausgewiesernermaßen bestsellertauglich.  

Das Stück variiert inhaltlich und auch formal eine der großen poetologischen Grundfesten: die Tatsache, dass Literatur selten ganz originär ist und jeder Autor oder jede Autorin zunächst immer auch Leser oder Leserin ist und im Weiteren auch die eigenen und die Geschichten derer, die sie umgeben, ausbeutet. Lesend arbeitet er oder sie sich bewusst oder unbewusst mit dem eigenen Schaffen an anderen Werken ab, genau wie die KI, die auch mit Texten und Daten gefüttert sein muss, damit sie etwas schreiben kann.  

Wird die Zukunft der Kunst eine sein, in der preiswert und schnell schmerz- und geräuschlos produziertes Mittelmaß die Welt überflutet, das niemandem mehr weh tut, aber viele unterhält und ablenkt? Und was wird KI im Kunstkontext künftig sein: Spielzeug, Assistent oder erstzunehmende Konkurrenz? Werden mit neuen Medien auch die Grenzen des Sagbaren neu definiert, z.B. indem die Darstellung von Suizid und Gewalt, Rassismus und Frauenfeindlichkeit als nicht mehr erwünscht unterdrückt wird? Und nicht zuletzt: Kann sich Theater als einer der letzten Orte analoger Vergemeinschaftung und potenziell anarchischer Möglichkeiten behaupten gegen die digitale Gleichförmigkeit und Vereinzelung, die schon jetzt rasant um sich greift und zu einer ganz neuen Form von Einsamkeit und Beeinflussbarkeit führt, weil oft nicht mehr klar ist, was echt und was fake ist? 

All diesen Fragen geht Der Fall McNeal nach – als nachdenklich machendes well made play, dem eine technologische, moralische und literaturtheoretische Problematik zugrunde liegt.

Der Fall McNeal
von Ayad Akhtar
Deutsch von Daniel Kehlmann


Regie: András Dömötör, Bühne: Julia Plickat, Ann-Christine Müller, Kostüm: Almut Eppinger, Musik: Tamás Matkó, Video: Zsombor Czeglédi, Licht: Matthias Vogel, Dramaturgie: Karla Mäder.


Mit: Ulrich Matthes, Julia Gräfner, Anja Schneider, Andri Schenardi, Mercy Dorcas Otieno, Evamaria Salcher, Veniamin Itskovich (Live-Kamera).

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Fader KI-Abend des Lieblingsschauspielers der Alt-Kanzlerin
1 Monat her.
Kritik

Wenn ChatGPT einen Abend für Bundeskanzlerin a.D. Angela Merkel schreiben müsste, wäre das Ergebnis wohl ziemlich nah an dieser Premiere: In kompakten knapp 100 Minuten bekommt sie ganz, ganz viel von ihrem Lieblingsschauspieler Ulrich Matthes zu sehen. Er fehlt in keiner der sieben Szenen, in dem ihm wechselnde Stichwortgeber an die Seite gestellt werden. Dazu kommt noch eine große Prise Naturwissenschaft und Computer-Technologie, die den ansonsten zu dünnsuppigen Stücktext über den Literaturbetrieb etwas bekömmlicher machen.

Matthes spielt den fiktiven, frisch mit dem Nobelpreis gekürten Starautor Jacob McNeal: im Original ein breitbeinig auftretendes, toxisches Ekelpaket, dessen Weg Leichen pflastern. Besser als zum feingliedrigen Star des Deutschen Theaters Berlin passt diese Rolle jedoch zu Joachim Meyerhoff, der im März in Jan Bosses deutschsprachiger Erstaufführung am Wiener Burgtheater auf der Bühne stand.

Das Beste an dieser Saison-Eröffnungsinszenierung von András Dömötör sind die Videos von Zsombor Czeglédi, die das KI-Thema kreativ umspielen und mit der Livekamera von Veniamin Itskovich interagieren. Während die Hauptfigur im fortgeschrittenen Stadium der Leberzirrhose dem Tod entgegentaumelt, machen McNeal Halluzinationen als Folge von Medikamenten-Nebenwirkungen zu schaffen. Als sich bei den Morph-Effekten die Gesichter des Ensembles überlagern, tut sich kurz eine Tür auf, die über ein starbesetztes „well-made-play“ hinausweist.

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