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    Deutsches Theater Berlin
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    SPIELPLAN & KARTEN

    Pygmalion

    Bewertung und Kritik zu

    PYGMALION
    von George Bernard Shaw
    Regie: Bastian Kraft 
    Premiere: 27. April 2024 
    Deutsches Theater Berlin

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    Zum Inhalt: Eliza Doolittle steht ganz unten in der gesellschaftlichen Rangordnung: Ohne Geld und Bildung, dafür mit aller Schlagfertigkeit des rauen Straßenjargons, kämpft sie sich durch, indem sie Blumen an Passant:innen verkauft. Dann jedoch trifft sie auf den Sprachwissenschaftler Henry Higgins. Eliza sieht in dem Professor ihre Chance auf den gesellschaftlichen Aufstieg und bittet um Sprechunterricht. Nach anfänglichem Zögern lässt sich Higgins darauf ein, vielmehr noch wittert er die Möglichkeit eines Sprach- und Gesellschaftsexperiments. Er und sein Kollege Pickering gehen eine Wette ein: Higgins will mit seiner Expertise Eliza innerhalb weniger Monate in die gehobene Gesellschaft der englischen Upper-Class einführen. 

    George Bernard Shaw schrieb sein ironisch-satirisches Werk – basierend auf dem gleichnamigen Mythos des Ovid – als vermeintliche Romanze ohne Happy End. Shaws Stück wurde viele Jahre später als Liebesgeschichte, unter dem Titel My Fair Lady, zum weltweiten Broadway- und Kino-Erfolg adaptiert. 

    REGIE Bastian Kraft  BÜHNE Peter Baur  KOSTÜME Inga Timm  MUSIK Björn SC Deigner  VIDEO Jonas Link  COACHING / CHOREOGRAFIE Angélique Mimi (Iconic House of Prodigy)  LICHT Thomas Langguth  DRAMATURGIE Christopher-Fares Köhler

    3.5 von 5 Sterne
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    Auf dem Laufsteg des gesellschaftlichen Parketts
    1 Monat her.
    Kritik

    ''Der selbstherrliche Sprachwissenschaftler Higgins (Julia Gräfner) möchte aus einem görenhaft auftretenden Blumenmädchen (Daria von Löwenich u.a.) eine kultivierte Dame der gehobenen Gesellschaft machen, um eine Wette mit dem Linguisten Colonel Pickering (Mercy Dorcas Otieno) zu gewinnen. Haushälterin Mrs Pearce (Jens Koch) erinnert Higgins wohlmeinend an eigene Unkultiviertheiten, die beim Lehren Elizas nicht unbedingt dienlich sein könnten. Der seine Hausangestellte abwehrende Zyniker und Philologe Higgins rechnete nicht damit, dass er sich an seine anfangs noch nervende, jedoch lernfähige Schülerin Eliza Doolittle gewöhnen, sie gar liebgewinnen könnte. Higgins traktiert Eliza mit historischen phonetischen Methoden aus der Zeit des englischen Spät-Viktorianismus. Bald umringen die gehobenen Gäste auf den Teegesellschaften von Higgins feiner Mutter (Caner Sunar) Eliza mit neugieriger Anerkennung. Sie hängen an ihren Lippen, besonders wenn Eliza Unkonventionelles zu erzählen weiß.

    Die Akteure agieren voller lustvoller Übertreibungen. Gräfner verkörpert gekonnt Higgins Egozentrik, seinen Snobismus und seine Blasiertheit, wenn sie phonetische Laute anhand von Atmungen von Hunden verschiedener Größen imitiert. Alle anderen mimen nacheinander die selbstsicherer und stolzer werdende Eliza, die bald jedoch die Grenzen ihrer neugewonnenen Freiheit im privilegierten Hause von Higgins nach dem Ende des Experiments erkennt.

    Letztlich geht es in der Inszenierung darum, gesellschaftliche Normen-Determinierungen oder Limitierungen durch eigene Selbstentfaltung und Wertschätzung zu begegnen. Es geht um Scham, Klasse und einen möglichen Aufstieg, der stets auch wiederum mit einem Abstieg verbunden sein kann. Die Darsteller glänzen nicht nur durch choreographische Momente, sondern melden sich auch mit Selbstreflexionen zu Wort. Dabei treten sie kurzzeitig aus ihren Rollen, um eigene Reifungsprozesse zu enthüllen. Sie erzählen von der eigenen Migration oder einem früher fehlenden Gefühl dafür, attraktiv zu sein. Insgesamt eine liebevoll und persönlich gestaltete Aufführung, die farbenfroh und mit Verve Mechanismen von Sexismus und Klassismus vorführt und unterhöhlt.'' schreibt Ansgar Skoda am 29. Mai 2024 auf KULTURA-EXTRA

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    Autofiktionales zu Klassismus und Sprecherziehung
    2 Monate her.
    Kritik

    Diese Ansage ist den Aushängeschildern des Hauses mit den markantesten Stimmen vorbehalten: an der Schaubühne ermahnt Ursina Lardi das Publikum, die Handys lautlos zu stellen und nicht zu fotografieren/filmen, am DT kommt die Stimme von Alexander Khuon vom Band, ein besonderes Highlight von jedem Besuch im Tipi am Kanzleramt und der Bar jeder Vernunft ist Otto Sanders Ansage.

    Machen wir uns nichts vor: diese Ansage verpufft wirkungslos. In fast jeder Vorstellung passiert es, dass Sitznachbarn mit dem Display zu blenden, anfangen zu googeln, WhatsApp zu schreiben oder ganze Szenen für die Insta-Story mitzufilmen.

    Aber dieser Einstieg in Bastian Krafts „Pygmalion“-Bearbeitung ist dennoch gut gewählt. Das sehr diverse Quintett, das diesen Abend trägt, versammelt sich um das Mikro und versucht, den Satz für das Band aufzunehmen. Sie bestätigen sich gegenseitig, welche Ehre es ist, diese Aufgabe zu übernehmen, und korrigieren sich gegenseitig. Wie Eliza Doolittle erst durch die Sprecherziehung von Prof. Higgins geformt wurde, durchliefen die fünf ein hartes Training an den Schauspielschulen, das Akzente und regionale Färbungen abschliff.

    In den kommenden knapp zwei Stunden wechseln sich Szenen, die den Klassiker von Shaw nachspielen, mit kurzen autofiktionalen Schnipseln ab, wie sie für das Gorki Theater stilprägend waren. Jeder aus dem Quintett hat ein längeres Solo, in dem sie/er über eigene Erfahrungen mit Klassismus und Sprecherziehung sprechen darf. Die in Kenia aufgewachsene Mercy Dorcas Otieno erzählt vom schweren Weg an die deutschsprachigen Stadttheater, der in der Türkei geborene Caner Sunar ärgert sich über die Casting-Agenten, die von ihm besonders schlechtes Deutsch für klischeehafte Serien-Rollen erwarten, Jens Koch aus dem Ruhrpott erzählt über seine Schwierigkeiten, den dortigen Slang abzulegen und sich selbst begehrenswert zu finden. Julia Gräfner gibt die wortkarge Mecklenburgerin, Daria von Loewenich die Tochter aus gutem Haus, die erst spät merkte, wie priviliegiert sie aufgewachsen ist.

    Diese autofiktionalen Szenen machen den Reiz des Abends aus. Sie sind aber nur lose an die „Pygmalion“-Spielszenen angedockt. Wann immer das Ensemble den Shaw-Plot spielt, der dem Publikum vor allem aus der „My Fair Lady“-Musical-Version vertraut ist, hängt der Abend etwas durch, macht sich tuschelnde Unruhe in den hinteren Reihen breit.

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