Die Familie, sagt Thomas Vinterberg, gewinnt immer. Sie überdauert die Verbrechen, die sie begeht. An Flucht ist nicht zu denken. Die Sehnsucht nach Nähe treibt die Menschen zusammen, sie gebiert Ungeheuer, Unglück und nur manchmal Momente von Liebe und Geborgenheit. Helge Klingenberg, Vater von vier Kindern, feiert seinen 60. Geburtstag. Familie und Freunde sind angereist, Wiedersehensfreude mischt sich mit altbekannten Konflikten, es ist ein Familienfest wie viele – wäre da nicht der über allem liegende Selbstmord der Tochter Linda. Es wird aufgetischt und wie es die Tradition will, hält der älteste Sohn Christian aus diesem Anlass eine Rede. Er serviert dem Publikum eine Geschichte aus seiner Kindheit mit dem Titel: Vater nimmt ein Bad.
''Wilde Handgemenge, Gebrüll und viele Tränen am Ende samt Demütigung des nun überführten Vaters. Nichts wird ausgelassen. Weder die peinlichen Ausländerwitze Michaels über den arabischen Freund ( Thorsten Hierse ) seiner Schwester, noch die ständigen Wortmeldungen der Alten, die weiter in ihren alten Vorstellungen von Heim und Familie verharren. Nach zum THEATERTREFFEN eingeladenen Inszenierungen von Michael Thalheimer (2001) und Christopher Rüping (2015) hat Anne Lenk nach 20 Jahren Dogma dem Thema nichts Neues hinzugefügt. Das Theater unterwirft sich ohne Not einem starren Authentizitätsdogma.'' schreibt Stefan Bock am 28. Januar 2017 auf KULTURA-EXTRA
''Diese Aufführung lässt weitgehend unberührt. Und wie schon andere Inszenierungen des Stücks zuvor weist sie nicht ins Allgemeinere. Etwa den Umgang der Familien mit der Schuld ihrer Väter und kollektiver Verdrängung.'' schreibt Peter Hans Göpfert auf kulturradio.de
Der Makel von Rüpings Inszenierung war, dass er die kluge Dramaturgie der Filmvorlage über den Haufen warf und leider weit hinter der Intensität des Originals zurückblieb. An das Original reicht auch diese Adaption nicht heran, aber in ihrer Werktreue gelingt Anne Lenk ein eindrucksvolles Missbrauchsdrama. Weiterlesen