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CHICAGO - The Musical

Bewertung und Kritik zu

CHICAGO 
The Musical
Berlin-Premiere: 4. Juli 2019 (Gastspiel) 
Admiralspalast, Berlin

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Zum Inhalt: Das Original Broadway-Musical. Sinnlich, smart und mordsmäßig sexy: Mit Chicago geht eines der begehrtesten Broadway-Musicals aller Zeiten erstmals in der englischsprachigen Originalversion auf Deutschland- und Österreich-Tour. Die schillernde Crime-Story über Ruhm, Reichtum und jede Menge „Razzle Dazzle“ vereint alles, was große Broadway-Unterhaltung zu bieten hat: sinnliche Ästhetik, atemberaubende Choreografien und einen preisgekrönten Soundtrack, mit Nummern wie „All That Jazz“ und „Cell Block Tango“, begleitet von einem brillanten Jazz-Orchester. Schuldig im Sinne der Anklage, wer diese Show verpasst!

Verboten gut und weltweit gefeiert.
In den wilden 20ern ereignet sich in der Gangsterstadt Chicago ein Mord: Nachtklubsängerin Roxie hat ihren Lover erschossen. Kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen, denn im Gefängnis trifft sie auf die berühmt-berüchtigte Doppelmörderin Velma Kelly. Um dem Tod durch den Strang zu entgehen, engagieren beide den findigen Star-Anwalt Billy Flynn und vermarkten ihre Story nach allen Regeln der Kunst. Sechs Tony Awards, zwei Olivier Awards, ein Grammy und sechs Oscars sprechen für sich. Dieses Musical ist verboten gut!

In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln.

TRAILER

5 von 5 Sterne
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All that Jazz
5 Jahre her.
Kritik

Wer Chicago hört, könnte nicht unbedingt zuerst an die Stadt in Amerikas mittlerem Westen denken. Jedenfalls nicht, wenn er schon das gleichnamige Musical erlebt hat, das nicht ohne Eindruck geblieben sein dürfte. Läuft es doch nicht von ungefähr schon seit über 22 Jahren am Broadway, seit 15 Jahren am Londoner Westend und gehört damit zu den erfolgreichsten Musicals überhaupt, auch verfilmt und mit vielen Preisen überhäuft.

Seit Anfang Juni tourt es endlich auch durch Deutschland, hat nun seinen Weg an die Spree gefunden, wo es noch bis zum 13. Juli im Admiralspalast gastieren wird.

Zeitlich ist die Geschichte in den 20er Jahren angesiedelt, deren Lebensgefühl nach wie vor einen Reiz ausstrahlt, mit allem, was zu ihnen gehört. Und natürlich ist es nicht die Moral, der hier gehuldigt wird, denn es geht um Mord und Totschlag, was ja auch viel spannender ist, darüber hinaus entspringt der Stoff noch einer wahren Begebenheit.

Im Scheinwerferlicht stehen Roxie und Velma, zwei Frauen, die sich wegen (Doppel-)Mordes im Gefängnis kennenlernen und den verschlagenen Anwalt Billy Flynn engagieren, um den langen Gefängnisstrafen, vielleicht sogar dem Strang, zu entgehen.

Natürlich ist die Geschichte noch um einiges komplexer, was vom gesamten 19-köpfigen Ensemble in jedem Moment mit viel Verve verkörpert wird. Der englischsprachige Inhalt mit deutschen Untertiteln hangelt sich an aufeinanderfolgenden Szenen entlang, die der Geschichte immer wieder die Möglichkeit gibt, aus einem neuen Blickwinkel betrachtet zu werden bzw. die Motivation der einzelnen Figuren auszuloten.

Bob Fosses Choreografie lässt das Ensemble mit Tanzeinlagen überzeugen, zum Teil sehr beeindruckend, wenn sich zum Beispiel die Gefangenen mit großen Federfächern um den Anwalt herum drapieren und diverse Bilder entstehen lassen. Und dies ist optisch vollkommen ausreichend, die Inszenierung verzichtet auf opulente Bühnenbilder. Zumal die Bühne ja eigentlich sowieso nicht viel mehr Platz bieten könnte, denn da ist ja noch die Musik, die unweigerlich zu einem Musical gehört. Und die hier einen prominenten Platz bekommt, das 11-köpfige Orchester ordnet sich treppenförmig auf einer Tribüne an, vor der alles andere passiert. Bzw. zieht das Orchester hier und da nicht nur akustisch die Aufmerksamkeit auf sich, der Dirigent zeigt mit ein paar Spezialeinlagen, dass er sich durchaus zur darstellenden Kunst zugehörig fühlt, am Ende gibt er noch eine Zugabe. 

Und John Kanders Kompositionen überzeugen durchgehend, All that Jazz zieht sich immer wieder durch den Abend und das Publikum in den Groove der 20er. Neben dem Tanz ist auch die gesangliche und schauspielerische Leistung der Darsteller überzeugend, zum Beispiel, wenn für Roxie der Tag der Verhandlung kommt und das Geschehene noch einmal aufgerollt wird, nicht nur verbal, sondern spielerisch.

Auch wenn die Idee für dieses Musical aus den Siebziger Jahren stammt, so scheint es doch an Aktualität nicht viel eingebüßt zu haben. Korruption und die Sucht nach Glamour und medialer Aufmerksamkeit, die mehr als deutlich wird, wenn Roxie freigesprochen wird und sie erstmal enttäuscht über die fehlende Aufmerksamkeit der Reporter ist, sind auch heute keine unbekannten Attribute, ganz zu schweigen von Fake-News. Was sicher auch den Erfolg erklären kann. Das Publikum ist jedenfalls begeistert, der Applaus fällt üppig aus.

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„Chicago“ - „All That Jazz“ im Admiralspalast Berlin
5 Jahre her.
Kritik
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Es gibt sie: Musicals, bei denen mein Herz immer schneller schlägt und ich vor Aufregung ganz rote Wangen bekomme. Dazu gehört das Musical „Chicago“ von John Kander (Komponist), Fred Ebb (Songautor) und Bob Fosse (Co-Autor, Choreograf und Regisseur). Das Musical habe ich bereits vor ca. drei Jahren besucht, doch wer einmal das Musical gesehen hat, weiß, dass man sich ihm nie wieder entziehen kann und es einen süchtig macht.

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Im Jahr 2019 geht eines der erfolgreichsten Broadway-Musicals aller Zeiten erstmals und endlich in der englischsprachigen Originalversion auf Deutschland- und Österreich-Tournee.

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Das im Jahr 1975 geschaffene „Chicago“ basiert auf einem Theaterstück aus dem Jahre 1926 von Maurine Dallas Watkins. Die Journalistin des „Chicago Tribune“ schrieb damals über zwei junge Frauen, die ihre Liebhaber alkoholisiert und unter dem Einfluss von Jazzmusik getötet haben sollen. Daraus entstand das preisgekrönte Musical „Chicago“, das schon seit über 22 Jahren in New York (am Broadway das hinter „Das Phantom der Oper“ am häufigsten gespielte Musical) und seit 15 Jahren in London läuft.

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Auch die im Jahr 2002 von mir geliebte Verfilmung mit Richard Gere, Catherine Zeta-Jones und Renée Zellwegger war erfolgreich und wurde 2003 mit sechs Oscars ausgezeichnet, der Soundtrack wurde im Jahr 2004 mit einem Grammy prämiert.

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Vielleicht könnt Ihr mich jetzt ein wenig besser verstehen, warum ich auch im Jahr 2019 das Musical unbedingt erleben musste. Am Donnerstag, den 4. Juli 2019, zur Premiere im Admiralspalast, war es wieder soweit.

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Doch für diejenigen, denen „Chicago“ nichts sagt, fasse ich an dieser Stelle den Inhalt dieses Ausnahmemusicals noch einmal zusammen:

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Die Geschichte spielt im Chicago der 1920er Jahre. Die Tänzerin Roxie Hart ermordet ihren Liebhaber Fred Casely, weil er sie verlassen wollte. Roxie kommt daraufhin ins Gefängnis, in dem die korrupte Matron Morton („Mama“) herrscht, und in dem die Tänzerin Velma Kelly, die ihre Schwester und ihren Ehemann ermordet hat, berühmt und berüchtigt ist. Velma wurde mit Mamas Hilfe zu einem Star und plant schon ihre Karriere nach ihrer Freilassung. Dabei wird sie von dem Anwalt Billy Flynn unterstützt.

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Durch ihren Ehemann erhält Roxie das nötige Geld, um sich diesen Anwalt auch leisten zu können. Der Anwalt hilft mit Unwahrheiten Roxie dabei, der neue Star im Gefängnis und in den Medien zu werden und damit die nun eifersüchtige Velma abzulösen.

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Wie vorhergesehen kommt Roxie frei. Doch die Presse interessiert sich nicht mehr für sie, da es jetzt einen neuen und interessanteren Fall gibt. Am Ende werden Velma und Roxie zwei gefeierte Jazz-Sängerinnen und treten zusammen auf.

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Velma Kelly ist keine Heldin und keine rechtschaffene Frau und trotzdem liebe ich diese Figur. Ich liebe ihr Temperament, ihre feurigen Tänze und manchmal ihr loses Mundwerk. Ich bewundere sie für ihren Überlebenswillen und bemitleide sie, weil sie keinen auf der Welt hat, auf den sie sich verlassen kann. Die einzigen Menschen, denen sie vertraut hat – ihr Mann und ihre Schwester – haben sie betrogen.

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Samantha Peo performt in höchster Perfektion diese ambivalente Rolle, die man gleichzeitig liebt und hasst.

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Die Musicaldarstellerin Samantha Peo ist seit über 25 Jahren als Musicaldarstellerin erfolgreich („The Wizard Of Oz“, „West Side Story“ und „The Rocky Horror Picture Show“) und man merkt in jeder Szene, dass sie für die Bühne geschaffen ist. Eine großartige Tänzerin mit einer sehr starken und manchmal rauchigen Stimme, die mit ihrem Schauspiel den Wandel der Figur Velma Kelly offenbart. Zunächst wirkt Velma arrogant und hält sich für etwas Besseres, am Ende fleht sie Roxie an, mit ihr zusammen aufzutreten.

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Mit der Figur Roxie Hart sieht es dagegen ganz anders aus. Ich empfinde keine Sympathien für sie, da sie einen liebenden Ehemann hat und diesen belügt und betrügt. Doch der Musicaldarstellerin Carmen Pretorius, einer der bekanntesten jungen Künstlerinnen Südafrikas („Cabaret“, „Mamma Mia!“ und „Footloose“), gelingt etwas Unmögliches. Trotz meiner anfänglichen Verachtung für diese Lügnerin entwickle ich mit der Zeit eine gewisse Sympathie für die Figur und nehme ihr das naive Mädchen ab, das den Liebhaber ermorden musste.

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Die Zuschauer werden von ihr genauso um den Finger gewickelt wie die Presse. Die Presse glaubt ihren Lügen, dass sie schwanger sei, ihren Ehemann liebe und eine Klosterschule besucht habe. Mit Hilfe ihres Anwaltes und der Presse schafft es Roxie in die Zeitung („Roxie rocks’ Chicago“) und wird für kurze Zeit zu einem Star. Am Ende erkennt man aber noch einmal, um was es Roxie die ganze Zeit gegangen ist: Publicity, für die sie alles getan hätte. Eine unglaubliche schauspielerische und tänzerische Leistung von Carmen Pretorius - gepaart mit einer hochkarätigen Stimme!

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Der korrupte und zwielichtige Anwalt Billy Flynn ist eine weitere „Antipathiefigur“ in diesem Musical. Billy Flynn liefert eine hervorragende Persiflage auf das Rechtssystem ohne Gerechtigkeitssinn. Nur Geld und körperliche Zuneigung der Mandantinnen interessieren den arroganten Anwalt, der „seine“ Frauen wie Marionetten behandelt, um selbst im Rampenlicht zu stehen. Die Rolle des skrupellosen Anwaltes ist dem Musicaldarsteller Craig Urbani auf den Leib geschnitten worden. Er überzeugt nicht nur mit seiner Mimik und Gestik, sondern auch mit seiner kraftvollen Stimme.

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Ein weiteres Highlight auf der Bühne war für mich die Besetzung der Rolle der Mama Morton durch Ilsa Klink. Klink – mit ihrer sehr voluminösen Stimme – interpretiert sehr authentisch die Rolle der korrupten „Mama“ , die den anderen Gefängnisinsassen die Welt im Gefängnis erklärt („When You’re Good to Mama“). Willst du etwas von den anderen, musst du erst einmal was für sie machen.

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Mitleid und Kopfschütteln, das alles erzeugte der naive Ehemann von Roxie Hart bei mir, der seiner Ehefrau zu viel verzeiht und ihr alles abnimmt. Selbst die Tatsache, dass er schon lange mit seiner Frau nicht geschlafen hat und sie trotzdem schwanger geworden ist, verwundert ihn nicht. Manchmal denkt man als Zuschauer, dass zurecht seine Dummheit von seiner Frau bestraft wurde. Aber Amos Hart hat nur einen Wunsch: Er möchte endlich von jemanden gesehen werden („Mr Cellophane“). Eine zugleich komische und tragische Figur, die sehr gut von Grant Towers gespielt wird.

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Eines der Gründe, warum ich dieses Musical so sehr liebe, ist die Jazzmusik in dem Musical. Immer wenn ich die Lieder höre, zieht es mich auf die Bühne und ich möchte auch mitgrooven und meinen Sexappeal unter Beweis stellen. Vor allem beim Lied „Cell Block Tango“, in dem jede Insassin gesanglich erklärt, warum sie im Gefängnis gelandet ist, verspüre ich die Energie in jeder kleinen Pore und den Drang dazu, mitzutanzen.  

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Das elfköpfige Orchester spielt während des gesamten Musicals AUF der Bühne und wird in die Show eingebunden. Aber man muss dazu auch sagen, dass dieses Orchester berechtigterweise zum Mittelpunkt der Show gehört, denn die Musik und die Musiker sind einfach fantastisch und erinnern an die Big Band der Goldenen Zwanziger. „Roxie“, „When you’re good to Mama“ und das berühmte „All That Jazz“ finden ihren Platz im Musical und entlockten mir viele Jubelschreie an diesem Premierenabend.

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Die verführerische Choreografie - in schwarzen Kostümen bzw. in schwarzer Unterwäsche – von der Choreografin Ann Reinking, die für ihre Arbeit den Tony- und den Drama Desk Award erhielt, wurde von den Darstellern sehr verführerisch umgesetzt. Vielen wurde im ausverkauften Zuschauersaal bestimmt mehrmals heiß.

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Das Musical „Chicago“ zeigt, dass man Gesellschaftskritik auch in eine unterhaltende Show, die einen nicht erdrückt, integrieren kann. Unserer Gesellschaft wird ein Spiegel vorgehalten. Nächstenliebe und Loyalität sind nichts mehr wert. Geld und das Streben nach Berühmtheit sind von Bedeutung. Die Schwachen, die nicht über das nötige Kapital verfügen, werden gehängt, denn die Wahrheit ist nicht wichtig. Eine wunderbare Kritik an der Justiz, der Presse und den sozialen Netzwerken, in denen auch mehr Schein als Sein herrscht.

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Mein Fazit: Das Musical „Chicago“ bietet alles, was ich an einem Musical schätze: talentierte Darsteller, grandiose Stimmen, verführerische Tänze, wilde Jazzmusik, viel Satire und eine Geschichte, die immer aktuell sein wird. Das Lebensgefühl der Goldenen Zwanziger könnt Ihr noch bis zum 13. Juli 2019 im Admiralspalast live erleben. Danach zieht das Musical nach Linz (16.07. – 04.08.2019 Musiktheater) und München (06.08. – 11.08.2019 Deutsches Theater).

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© E. Günther ("Mein Event-Tipp")

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