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Sonne, los jetzt!

Bewertung und Kritik zu

SONNE, LOS JETZT! 
von Elfriede Jelinek
Regie: Nicolas Stemann 
Premiere: 15. Dezember 2023 
Schauspielhaus Zürich 

Berliner Autor:innentheatertage (2023) 
9. & 10. Mai 2023 (Deutsches Theater Berlin)

Zum Inhalt: Kaum eine Autorin schiesst mit wortmächtigeren Salven in die politische Weltlage als Elfriede Jelinek. Und so schien es nur eine Frage der Zeit, bis sie sich dem Thema Klimawandel annehmen und uns gehörig die Leviten lesen würde. Das Irren und Wirren des Menschen in seiner Umwelt betrachtet Jelinek dabei mit gehörigem Abstand, indem sie ihre Stimme der Sonne leiht. In einem fulminanten Monolog wirft sie ihr Licht auf die griechische Mythologie, auf Wittgenstein – und auf den Strand. Dort lebt der Mensch auf einem Küstenstreifen, einer dünnen Linie zwischen sengender Glut und verschlingender Flut. Wenn es nach der Sonne gehen würde: auflodern und dann verschwinden lassen. Doch vielleicht trocknet ihre Wärme am Ende nur ein paar Tränen und der Untergang bleibt (vorerst) aus.

Mit: Alicia Aumüller, Daniel Lommatzsch, Karin Pfammatter, Sebastian Rudolph, Lena Schwarz, Patrycia Ziólkowska

Regie: Nicolas Stemann
Bühnenbild: Katrin Nottrodt
Kostümbild: Katrin Wolfermann
Musik: Thomas Kürstner, Sebastian Vogel
Video: Johanna Bajohr
Licht: Basil von Breitenbach
Dramaturgie: Bendix Fesefeldt

2.7 von 5 Sterne
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Sonne, los jetzt!
1 Jahr her.
Kritik

''Nicolas Stemann inszeniert der Jelinek'schen Sonnen-Suada hinterher und bebildert brav, was man von ihm bisher eigentlich nicht gewohnt war. Eine endlose Reihe von Bäumen beispielweise, an der Jelinek Tod und Ewigkeit erklärt. Im Zitate-Gepäck hat sie dazu u.a. den österreichischen Philosophen Ludwig Wittgenstein. Damit das nicht allzu trocken wird, muss zwischendurch ordentlich gewitzelt werden, wobei besonders Daniel Lommatzsch und Sebastian Rudolph auffallen. Das spielfreudige Zürcher Ensemble ergänzen Alicia Aumüller, Lena Schwarz und Patrycia Ziólkowska. Musikalisch live umrahmt wird das Ganze wie immer bei Stemann von Thomas Kürstner und Sebastian Vogel.

Nach einer Stunde hängt die dauerbesprühte Sonnenscheibe endlich in Fetzen herunter. Ein in Folie gehüllter Alpengletscher mit Schweizer Fähnchen schmilzt dahin. Dass nach Jelinek nach uns kein Geschlecht mehr kommen wird, wird als Reihe aussterbender Tierarten, auf die 2058 auch der Mensch folgt, vorgetragen und vorgeführt. Dass auch die Sonne einst zu einem kalten Kiesel verglüht, kann uns da fast schon egal sein. Wir befinden uns nach Regisseur Stemann auf dem Highway to Hell. Den AC/DC-Klassiker rockt das Ensemble in Roko-Kostümfetzen zu dröhnenden E-Gitarren.

„Es ist zu spät, es ist zu spät“, klagte das Ensemble schon zu Beginn. Jelineks Befund ist ähnlich apokalyptisch, aber eben auch recht redundant. Die Stimme der Jugend kommt nur aus dem Off. Immer mal wieder wird die Rede der schwedischen Fridays-For-Futur-Aktivistin Greta Thunberg beim UN-Klimagipfel eingespielt. „How dare you?“ Stemanns Inszenierung wagt da leider sehr wenig. Ein Wohlfühlabend für die älteren Theatersemester. Schöner sterben in Reihe eins. Zur Sonne gesellt sich noch Jelineks Text Luft. Doch die ist dem Abend schon viel früher ausgegangen.'' schreibt Stefan Bock am 12. Mai 2023 auf KULTURA-EXTRA

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Ratlose Jelinek-Uraufführung
1 Jahr her.
Kritik

Trotz all der Jelinek-Erfahrung des scheidenden Zürcher Co-Intendanten Stemann, der sich mit vielen langjährigen Weggefährt*innen wie Daniel Lommatzsch, Sebastian Rudolph und Patrycia Ziólkowska zusammentat, ist dieser Inszenierung eine große Ratlosigkeit anzumerken. Das mag auch daran liegen, dass der Grundton leiser, melancholischer ist, als wir es von der Literaturnobelpreisträgerin gewohnt sind. Statt temporeicher Wortkaskaden, in denen sie vom Hölzchen aufs Stöckchen springt, wirkt „Sonne“ deutlich zurückgenommener, dies zeigt sich schon beim langen Einstiegs-Monolog, den Karin Pfammater im Bühnenhintergrund vorträgt.

Sie setzt auch gegen Ende noch mal einen Akzent: als Punk-Lady trat sie schon im Schweizer „Tatort“ auf, diesmal rockt sie über den „Highway to Hell“. Der Rest der um 15 Minuten auf immer noch sehr langatmige zwei Stunden gekürzten Inszenierung wirkt im unterspannten Ausprobiermodus steckengeblieben. Greta Thunbergs berühmte „How dare you?“-Anklage wird vom Tonband eingespielt, von Wittgenstein bis Hanns Dieter Hüsch springt der Abend mal hierhin, mal dorthin. Immerhin darf das Ensemble die glamourösen, abwechslungsreichen Kostüme von Katrin Wolfermann präsentieren, die aber inhaltliche und dramaturgische Leerstellen kaum überdecken können.

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Dieser Weltuntergang ist ein großes Spektakel
1 Jahr her.
Kritik

''Im Laufe des Abends geht die Welt dann nicht unter, sondern sie schmilzt zu einer großen Pfütze auf der Bühne. Das Sonnengestirn hat sich zu einem blauen Erdball gefärbt und ist dann in sich zusammengefallen. Letzte Eisfetzen hängen noch in der Luft, während die Schauspieler:innen das Aussterben der Arten und des Menschen verkünden, 2058 wird es anstehen.

Eine düstere, effektvolle Inszenierung, die ewig um denselben Untergangsgedanken kreist und sich doch nicht von der Stelle bewegt. Ein großes Spektakel ist dieser Weltuntergang – dem man, das ist das Dilemma, doch ziemlich fasziniert zusieht.'' Barbara Behrendt auf rbbKultur

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