Zum Inhalt: Inspiriert von Voguing und der Ballroom-Szene interpretiert der US-Choreograf Trajal Harrell Keith Jarretts berühmtes Klaviersolo. Zusammen mit sechs Tänzer:innen seiner jüngst gegründeten Tanzkompanie, dem Schauspielhaus Zürich Dance Ensemble, verwebt er in seiner feinsinnigen Choreografie Modern Dance, Antike und Butoh. Nach einem Auftakt, der von Joni Mitchells Musik begleitet wird, verwandeln sich die Tänzer:innen in ungewöhnliche und autonome Wesen, die in Momenten der Traurigkeit, der Sinnlichkeit und des Kampfes ihrer Verlassenheit trotzen.
Mit Titilayo Adebayo, Maria Ferreira Silva, Trajal Harrell, Thibault Lac, Nojan Bodas Mair, Songhay Toldon, Ondrej Vidlar
Choreografie: Trajal Harrell Bühne, Soundtrack, Kostümdesign: Trajal Harrell Musik: Keith Jarrett, Joni Mitchell Lichtdesign: Sylvain Rausa Dramaturgie: Katinka Deecke Produktionsassistenz: Camille Roduit, Maja Renn Assistenz Bühne: Ann-Kathrin Bernstetter, Natascha Leonie Simons Assistenz Kostüm: Ulf Brauner, Miriam Schliehe Stagemanagement: Michael Durrer Produktionspraktikum: Moritz Lienhard Praktikum Bühne: Reina Guyer Tourmanagement & International Relations: Björn Pätz & ART HAPPENS
''In der Choreografie The Köln Concert des US-Choreografen Trajal Harrell geht es um einsame Figuren, das Bewegungsvokabular ist jedoch deutlich spielerischer. Harrell zeigt sich inspiriert von der US-amerikanischen Ballroom-Szene und dem Voguing. Musik und Choreographie sind harmonischer und salbungsvoller als in New Creation. Auf drei Songs von Joni Mitchell folgen bekannte Klaviersolos von Keith Jarrett.
Die Tänzerinnen und Tänzer (Titilayo Adebayo, Maria Ferreira Silva, Trajal Harrell, Thibault Lac, Nojan Bodas Mair, Songhay Toldon, Ondrej Vidlar) setzen sich in Pose und drücken sinnlich innige Gefühle aus. Während die übrigen ausdruckslos in sich ruhend auf Plätzen sitzen, treten Einzelne kurzweilig zu Klavierklängen übertrieben exaltiert und raumgreifend-gefühlvoll hervor. Erst gegen Ende agiert das Ensemble als Gruppe und bewegt sich langsam und eindrücklich im Kreis: Virtuose tänzerische Darbietungen an diesem sommerlich heißen Freitagabend.'' schreibt Ansgar Skoda am 30. August 2022 auf KULTURA-EXTRA
Drag-Extravaganz, Schmerz und Lebensfreude unter Abstandsregeln
2 Jahre her.
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Kritik
Die Kostüme werden immer extravaganter, Drag-Opulenz in Pelz und Glitzer steht neben Alltagsklamotten, die spielerisch eingebunden und genauso selbstbewusst präsentiert werden. Mit diesem Intro stellten sich Harrell und sein Team im Pfauen, dem gutbürgerlichen Schmuckkästchen am Zürichsee, zu Beginn der Spielzeit 2020/21 vor.
Eindrucksvoll ist ihr Diven-Auftritt auch im HAU 1 im links-alternativen Kreuzberg, aber wie viel stärker muss diese Eröffnung als künstlerisches Statement für die Suche nach neuen Formen nach der Intendanz von Barbara Frey auf das Zürcher Abo-Publikum gewirkt haben.
Kerzengerade sitzt das Ensemble nun auf den Stühlen, peinlich achten sie auf den Corona-Abstand, der zwischen den beiden Lockdowns im Spätsommer 2020 jede Aufführung prägte. Nach einander performt jede und jeder ein Solo: Ganz in schwarz, virtuos torkelnd und taumelnd, als Sinnbilder einer veunsicherten Gesellschaft. Zum Jazz-Klassiker „The Köln Concert“ verkörpern sie viel Schmerz und Trauer, über die Wangen von Thibault Lac kullern am Ende auch Tränen. Zugleich strahlen ihre selbstbewusst präsentierten Körper aber auch eine Aufbruchstimmung und Energie für einen Neuanfang aus.
Da diese Choreographie das damalige Zeitgefühl so spannend aufgreift, stand sie als eine der wenigen Tanz-Produktionen auch zur Diskussion für das Theatertreffen 2021, das nur virtuell stattfinden konnte. Knapp zwei Jahre später tourt die Produktion nun durch Europa und setzte einen starken Schlusspunkt an den letzten beiden „Tanz im August“-Abenden im HAU 1.
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