Bewertung und Kritik zu
SCHNEEWITTCHEN BEAUTY QUEEN
nach Gebrüder Grimm
Regie: Nicolas Stemann
Premiere: 10. November 2019
Schauspielhaus Zürich
Zum Inhalt: «Wer ist die Schönste im ganzen Land?» – Weil ein sprechender Spiegel diese Frage in den Augen einer von Neid zerfressenen Stiefmutter nicht zufriedenstellend beantwortet, will sie ihre Stieftochter um die Ecke bringen. Die Stieftochter sucht daraufhin Zuflucht bei sieben Zwergen, die die junge Frau auch gerne bei sich aufnehmen – unter der Voraussetzung, dass sie ihnen den Haushalt schmeisst. Doch die Stiefmutter stellt ihr nach und schliesslich gelingt es, ... – Stoppstoppstopp! So wurde diese Geschichte wohl schon zur Genüge erzählt. Aber: Was ist das überhaupt für ein Spiegel, der sich anmasst, in diesem Schönheitswettbewerb den Richter zu spielen? Liegt Schönheit nicht im Auge der Betrachtenden? Und hätten die sieben kleinen Herren Schneewittchen auch aufgenommen, wenn sie keinen Finger in ihrer Männer-WG gerührt hätte? Schneewittchens Vater muss derweil Geld verdienen («Konto, Konto, Kontostand – wer ist der Reichste im ganzen Land?») und kann ihr leider nicht helfen. Ausgehend von kindlichen Erlebniswelten überschreibt Nicolas Stemann das altbekannte Märchen und konfrontiert es mit dem oft absurden Alltag von Kindern und Eltern der Gegenwart. Indem er ein Stück für die ganze Familie inszeniert, erfüllt sich Stemann einen lang gehegten Wunsch. Denn die kindliche Anarchie und die Assoziationsreigen, die all seine Inszenierungen durchziehen, treffen mit dem Märchen auf ein Genre, das vermeintlich Kinder anspricht, dabei aber so manche Frage stellt, auf die auch nur wenig Erwachsene eine gute Antwort haben.
Mit Mit Giorgina Hämmerli, Henni Jörissen, Tabita Johannes, Thomas Kürstner, Kay Kysela, Matthias Neukirch, Songhay Toldon, Lukas Vögler, Sebastian Vogel
Inszenierung: Nicolas Stemann
Bühne: Katrin Nottrodt
Kostüme: Marysol del Castillo
Musik: Thomas Kürstner, Nicolas Stemann, Sebastian Vogel
Licht: Rainer Küng
Dramaturgie: Joshua Wicke