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Dekalog

Bewertung und Kritik zu

DEKALOG - Theaterinszenierung für den digitalen Raum in 10 Folgen 
nach Krzysztof Kieślowski
Regie: Christopher Rüping 
Premiere: 17. April - 3. Mai 2020 
Schauspielhaus Zürich

Zum Inhalt: «Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Gött­er haben neben mir.»​ So klar steht es geschrieben im Ersten Gebot de­s​ Alten Testaments. Bei Go­tt gibt es keine Zwe­ifel,​ er*sie ist unmissverständlich und klar. Anders als​ der Mensch. Beim Mensc­hen ist nichts gegeb­en und nichts ist​ unmissverständlich. Immer gibt es​ ein Für und ein Wider, imm­er gibt es zahlreich­e​ Möglichkeiten und Wege. Seit eini­gen Wochen können Politik und Bürger*i­nnen​ weltweit​ diese existentielle Unkl­arheit, diese morali­sche Vieldeutigkeit des​ Lebens nicht me­hr durch alltägliche Routine verdrängen. Täglich müssen sie Entscheidungen tr­effen über Nächstenl­iebe, Freiheit und​ Respekt, über Geme­inschaft und Liebe. Letzten Endes​ üb­er Leben und​ Tod.​

Wie es dem Vieles denkenden Menschen​ angesichts der Klarh­eit von Gottes Gebot­en geht, hat der pol­nische​ Filmregisseur Krzysztof​ Kieślow­ski Ende der 1980er Jahre in den zehn Ep­isoden​ seines​ Deka­logs​ untersucht. Ha­usregisseur Christop­her​ Rüping nimmt di­ese Filme​ nun als Vorlage für ein The­aterprojekt ohne The­ater.​ In einem Mome­nt, wo Menschen sich nicht mehr in Theatern versammeln dürfe­n, ver­lagert Christopher Rüping seine Inszenierung ins In­ternet – und damit die Funktion des Theaters, durch Anschauung und Spiel den mora­lischen Kompass zu schärfen​ und sich gemeinsam über Werte und​ Masstäbe zu verständigen. In den zehn Folgen seiner Theaterinszenierung für den digitalen Raum wird er in den nächst­en drei​ Wochen zusa­mmen mit dem Ensemble des Schauspielhaus­es Zürich fragen, wa­s​ richtig und was​ falsch ist. Sie di­rekt wird er fragen. Sie, das Publikum. Und​ Sie werden antw­orten können und ent­scheiden. Und Sie wer­den sehen, welche​ Konsequenzen Ihre Ent­scheidungen haben. Wie im echten Leben. Oder eben im​ Intern­et. Aber wo ist da schon der Unterschied.

Inszenierung: Christopher Rüping
Bühne: Natascha Leonie Simons
Kostüme: Ulf Brauner
Dramaturgie: Katinka Deecke

2.0 von 5 Sterne
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Technisch unausgereift, dramaturgisch öde
4 Jahre her.
Kritik
Auch Thomas Wodianka, der am Gorki Theater zum Beispiel mit seiner „Small Town Boy“-Wutrede zeigte, dass er ein Meister des Monologs ist, kann in diesem Format nicht bestehen. Im Plauderton verliert er sich zwischen Sichtbeton, seinem Sohn Paul, dem Animationsfilm „Finding Nemo“, Christopher Walken, Eiskunstlauf und seinen regelmäßigen Gängen zum Kühlschrank. Seinem Monolog fehlt jeder Ansatz eines Feinschliffs und er ist dermaßen öde, dass sich die munter vor sich hinschnatternde Crowd im Live-Chat lieber mit sich selbst beschäftigt. Die beiden einzigen spannenden Fragen der Auftaktfolge sind: Wann stürzt die Technik zum nächsten Mal ab? Und wann säuft Paul so ab wie das gesamte Format? Technisch unausgereift und dramaturgisch öde schleppt sich die erste Stunde dahin. Als Fazit bleibt die Erkenntnis, wie kratertief die Lücke zwischen diesem Experiment und einem gelungenen Bühnen-Live-Erlebnis klafft. Komplette Kritik mit Bildern
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Dekalog nach Krzysztof Kieślowski
4 Jahre her.
Kritik
''Wodianka tigert ununterbrochen in einem leeren weißen Bühnenkasten hin und her. Nur ein Kühlschrank, aus dem er ein Coke nach der anderen holt, und die Schlittschuhe des Sohns dienen hier als zusätzliche Requisiten. Der Momolog geht vom Family-Filmtag mit Finding Nemo bis zum von bösen Visionen („The Ice gonna break“) geplagten Christopher Walken aus The Dead Zone. Das mögliche Unheil kann der Vater aber weder durch Nutzung der Sprachapp noch durch Publikumsentscheidung abwenden. Ist hier nun die Technik oder das Publikum der Gott, der wie das goldene Kalb angebetet wird? Da mag man nach diesen ersten recht konfusen 45 Minuten nicht wirklich entscheiden. Da herrscht einen Tag später im Teil 2, in dem Schauspielerin Karin Pfammatter dann tatsächlich eine sogenannte „Gott in Weiß“ spielt, schon etwas mehr Klarheit. „Du sollst nicht Gott spielen“ steht nun als Diktum auf dem Programm. Karin Pfammater spielt das dann zunächst auch ganz in Weiß mit Rauschebart und Stimme aus dem Off, als würde Gott höchstpersönlich das Gedankenspiel betreiben. Wer die Dekalog-Filme kennt, findet hier den Plot einer Frau in Nöten fast eins zu eins wieder. Jene Frau besucht den Arzt ihres hoffnungslos an Krebs erkrankten Mannes und fragt ihn nach den Chancen seiner Genesung. Sie erwartet das Kind eines anderen und will es abtreiben, falls der Arzt ihr nicht den nahen Tod ihres Mannes bestätigen will. Ein echtes moralisches Dilemma also, das die hier allein lebende Ärztin in die Rolle eines über Leben und Tod des ungeborenen Kindes entscheidenden Gottes drängt. Abgenommen wird ihr das durch die an das Publikum delegierte Frage nach Lüge oder Wahrheit. Eine in seiner Dimension schon etwas anspruchsvollere Entscheidung, die hier durchaus verschieden ausfallen könnte. Live wird man das allerdings nicht mehrmals durchspielen können. Die Folgen sind nach der ersten Ausstrahlung auch nicht mehr als Konserve abrufbar. Zu hoffen bleibt, dass dieser Versuch einer Online-Interaktion mit dem Publikum immer wieder neu und besser an die jeweilige Situation angepasst und auf auftretende Probleme reagiert und entsprechend nachjustiert werden kann.'' schreibt Stefan Bock am 20. April 2020 auf KULTURA-EXTRA
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