Bewertung und Kritik zu
LE NOZZE DI FIGARO
von Wolfgang Amadeus Mozart
Regie: Christiane Pohle
Premiere: 1. Dezember 2019
Staatsoper Stuttgart
Zum Inhalt: Anlässlich ihrer Verlobung wurden Diana Spencer und der Prince of Wales in einem Interview gefragt, ob sie nun „in love“ seien. Und während Diana sofort antwortete: „of course“, sagte Charles nach einer kurzen Pause „whatever ‚in love‘ means“. Obwohl es nicht Charles’ Absicht gewesen sein dürfte, darauf hinzuweisen, dass es einer etwas genaueren Definition von ‚Liebe‘ bedürfe, um die gestellte Frage präzise zu beantworten, wird genau dieser Aspekt hier sehr plastisch: Diese beiden Menschen haben eine völlig andere Konzeption von ‚Liebe‘ – was immer das auch sein mag. Und wenn man Diana durch Rosina und den Prince of Wales durch den Grafen Almaviva ersetzt, wäre man gleich mitten drin in Mozarts und Da Pontes emotionalem Ausnahmezustand, der sich am Tag von Susannas Hochzeit ereignet.
Welche Liebe wollen wir gelebt haben? In diesem Zusammenhang wird Mozarts Welttheater der Liebe dann auch wieder zur Revolutionsoper. Nicht, weil – „se vuol ballare“ – Figaro den Grafen zum metaphorischen Tänzchen auffordert, sondern weil – „se vuol ballare“ – der Graf, wenn er mit Susanna tanzen möchte, doch bitte Figaro um Erlaubnis fragen möge. Eigentum verpflichtet. Die Regisseurin Christiane Pohle beschäftigt sich in ihrer ersten Arbeit für die Staatsoper Stuttgart mit den maßgeschneiderten Glücksversprechen bürgerlicher Lebensentwürfe und ihrer Serialität.
Musikalische Leitung: Roland Kluttig
Regie: Christiane Pohle
Bühne: Natascha von Steiger
Kostüme: Sara Kittelmann
Video: Anna-Sofie Lugmeier
Licht: Reinhard Traub
Chor: Bernhard Moncado
Dramaturgie: Ingo Gerlach