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Don Carlos

Bewertung und Kritik zu

DON CARLOS
von Giuseppe Verdi
Regie: Lotte De Beer 
Premiere: 27. Oktober 2019 
Staatsoper Stuttgart
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Zum Inhalt: Die Geschicke gekrönter Häupter waren schon lange vor den Skandalen der Boulevardpresse alles andere als Privatsache. Kein Ort zeigt dies so deutlich, wie das Schlafzimmer der absolutistischen Souveräne, wo die privateste morgendliche Verrichtung zur Staatsangelegenheit wird. Von Gottes Gnaden an die Spitze des Staates gesetzt, presst das Hofzeremoniell die Körper, die Verletzlichkeit, die intimsten Regungen der Herrschenden ins stahlharte Korsett der Öffentlichkeit. Der Machtskeptiker Giuseppe Verdi komponierte 1867 für Paris Don Carlos im historisierenden Stil des kurz zuvor verstorbenen Stars der Grand Opéra, Giacomo Meyerbeer. Spektakel und Drama verbinden sich zur bereits anachronistischen Großform, die den Menschen im gigantischen Getriebe des Machterhalts zerreibt. Die Daueröffentlichkeit des Spiels um Thronfolger Carlos, dessen Verlobte Elisabeth zu seiner Stiefmutter wird, und den der vermeintlich stille Revolutionär Posa zum Konflikt mit König Philipp anstachelt, ist doppelt gerahmt durch die Legitimation der spanischen Herrschaft aus dem katholischen Glauben. Friedrich Schiller ließ schon in seinem Königin Elisabeth den Großinquisitor Nachtschwärze ins zaghafte Licht der Gedanken einer jungen Generation gießen, die sich nichts wünscht, als Freiheit für die Massen. Obskurantismus nennt man das, ein bewusstes Verdunkeln geistigen Fortschritts.

Regisseurin Lotte de Beer blickt mit Don Carlos in eine vielleicht nicht allzu ferne Zukunft, in der ein neuer Gottesstaat entsteht. Ein Regime der Angst stellt sicher, wessen Leben als politische Verhandlungsmasse verfügbar ist und wessen Leben um jeden Preis werden muss.

Musikalische Leitung: Cornelius Meister
Regie: Lotte De Beer
Bühne & Kostüme: Christof Hetzer
Licht: Alex Brok
Chor: Manuel Pujol
Dramaturgie: Franz-Erdmann Meyer-Herder und Peter Te Nuyl
Kampfchoreograf: Ran Arthur Braun

TRAILER

5 von 5 Sterne
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Pussy gegen die Inquisition
5 Jahre her.
Kritik
''Die Sänger gaben allesamt an diesem Abend ihr Rollendebüt. Massimo Giordano brachte zwar als Don Carlos den für die Italianità erforderlichen Schmelz mit, brauchte aber den ganzen ersten Akt, um zu einer präzisen Intonation zu gelangen. Björn Bürger als sein opferbereiter Freund und Mentor Marquis von Posa hat zwar eine weniger kräftige, aber klangschöne und wandlungsfähige Stimme. Die eigentliche Sensation des Abends aber waren die Damen, allen voran Olga Busuioc als Elisabeth von Valois, aber auch Ksenia Dudnikova als Prinzessin Eboli. Nicht zu toppen? Für die Sängerinnen dieses Don Carlos gilt das uneingeschränkt. Sagten wir eben, die Sensation des Abends seien die Damen auf der Bühne gewesen? Sie müssen sich das Lob mit dem Staatsorchester Stuttgart unten im Graben teilen. So präsent war es schon lange nicht mehr. Fast fünf Stunden, und kein Durchhänger! Cornelius Meister schärft die Konturen, scheut sich nicht vor dynamischen Ausreißern, die jedoch so genau austariert sind, dass sie die Stimmen nicht überlagern. Heftiger Premierenapplaus für die Ausführenden, insbesondere für Olga Busuioc, einige unüberhörbare Buhs für die Regie. Die Gründe werden wir nie erfahren. Selbstdarsteller benötigen keine Argumente.'' schreibt Thomas Rothschild am 28. Oktober 2019 auf KULTURA-EXTRA
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