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Ingolstadt

Bewertung und Kritik zu

INGOLSTADT 
nach Marieluise Fleißer
Regie: Ivo van Hove 
Premiere: 1. August 2022 
Salzburger Festspiele 
Koproduktion Burgtheater 
Wien-Premiere: 4. September 2022 

Zum Inhalt: Es sind die heißesten Tage eines langen Sommers in der bedrückenden Enge der Kleinstadt, Hundstage des Stillstands und der Rastlosigkeit, voll dumpf brütender Energie, die sich ihre Ventile mit grausamer Gesetzmäßigkeit an den schwächsten Stellen sucht. „Abwechslung“ bietet einzig die Anwesenheit eines Bataillons von Pionieren, die kurzzeitig in Ingolstadt stationiert sind, um eine Brücke über die Donau zu schlagen. Roelle, vor kurzem von der Schule verwiesen, ist ein Außenseiter, der seinen Platz in der Welt sucht, indem er sich ihr entgegenstellt – ein selbsternannter Auserwählter und Heiliger von eigenen Gnaden, zu dem „die Engel kommen“. Mit seinem Wissen um die ungewollte Schwangerschaft der Klosterschülerin Olga und ihre vergeblichen Versuche, eine Abtreibung vornehmen zu lassen, hofft er, ihre Nähe erpressen zu können. Für ihre rivalisierende Schwester Clementine, die seit dem Tod ihrer Mutter deren Stelle im Haushalt zu vertreten hat und Roelle anhimmelt, hat er dagegen keine Augen. Peps, der Vater des ungewollten Kindes, jagt Roelle durch die Stadt und von einer unseligen Situation in die nächste.

Mit: Marie-Luise Stockinger, Jan Bülow, Dagna Litzenberger Vinet, Lilith Häßle, Maximilian Pulst, Tilman Tuppy, Max Gindorff/Jonas Hackmann, Lukas Vogelsang, Lili Winderlich, Gunther Eckes, Julian von Hansemann, Bijan Zamani/Rainer Galke, Ernest Allan Hausmann/Oliver Nägele, Elisabeth Augustin, Étienne Halsdorf sowie Luis Brunner, Marko Jovanovic, Martin Preiner, Maximilian Wenning, Selina Strommer/Ines Wurst/Benita Holzhammer, Lucas Zach.

Regie: Ivo van Hove
Bühne und Licht: Jan Versweyveld
Kostüme: An D’Huys
Musik: Eric Sleichim
Video: Julia Várkonyi
Dramaturgie: Sebastian Huber, Koen Tachelet

 

2.0 von 5 Sterne
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Abgesoffen in Ingolstadt
2 Jahre her.
Kritik
''Vor allem viel toxische Männlichkeit und vergebliches weibliches Aufbegehren gegen patriarchale Verhältnisse sehen Dramaturg und Regisseur in ihrer Überarbeitung, die auf der Bühne der Perner Insel in Hallein in einem mit kleinen Inseln und ein paar Untiefen durchbrochenen Wasserbecken spielt. Ein paar Strommasten und Leuchtgirlanden komplettieren das Provinzbild Ingolstadts. Bühnenbildner Jan Versweyveld spielt hier sicher auf den ursprünglichen Titel Fußwaschung von Fegefeuer in Ingolstadt an. Die aus Küstrin zum Brückenbau an die Donau abkommandierten Armee-Pioniere dürften da sicher auch eine Rolle gespielt haben. Zu Beginn wird gebetet, dann auch mal strammgestanden und exerziert. Männer singen im Chor, bevor sie später waterboarden. Die jungen Frauen Ingolstadts sind neben dem Saufen ihr Zeitvertreib und Ausgleich für den Druck von oben. Druck ausgeübt wird in beiden Stücken Fleißers. Mal ist es der Vater (Ernest Allan Hausmann), mal die Mutter (Elisabeth Augustin) oder ein Feldwebel (nochmal Ernest Allan Hausmann, der coronabedingt für Oliver Nägele einspringen musste), der seine Untergebenen kujoniert und am Ende dafür gnadenlos über Bord geht. Auch wenn Brecht die Pioniere als Komödie bezeichnete, gibt es hier nichts und für niemanden zu lachen. Das düstere, frauenverachtende Umfeld zieht sich auch durchs Fegefeuer. Hier ist es Olga (Marie-Luise Stockinger), die von dem Sadisten Peps (Tilman Tuppy) schwanger ist und abtreiben soll, was aber nicht gelingt. Die Mädchen Alma (Dagna Litzenberger Vinet) und Berta (Lilith Häßle) versuchen mit den Pionieren ihr Glück und scheitern ebenfalls an der misogynen Männerwelt, die hier auch vor Vergewaltigung nicht zurückschreckt. Wer ihn liebt, muss leiden, sagt Pionier Korl (Maximilian Pulst) zu Berta.'' schreibt Stefan Bock am 4. August 2022 auf KULTURA-EXTRA
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