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Hans Otto Theater Potsdam
www.hansottotheater.de
Schiffbauergasse 11 - 14467 Potsdam
Telefon: 0331 9811
SPIELPLAN & KARTEN

Stern 111

Bewertung und Kritik zu

STERN 111
nach Motiven des Romans von Lutz Seiler
Regie: Marc Becker 
Premiere: 31. Januar 2025 
Hans Otto Theater Potsdam 

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Zum Inhalt: Nur wenige Stunden nach dem Mauerfall im Herbst 1989 erlebt Carl, ein junger Mann, wie seine sicher geglaubte Familie auseinandergesprengt wird. Plötzlich gehört selbst das geliebte Familienradio – das Stern 111 – zu einem alten, vergangenen Leben. Carls Eltern Inge und Walter flüchten mit nur wenigen Habseligkeiten Richtung Westen. Auf ihrem Weg durch Notaufnahmelager und zu verschiedensten Durchgangsstationen verfolgen sie offenbar einen lang gehegten Traum, von dem selbst Carl nichts Genaues weiß. Er träumt davon, Dichter zu werden, und geht in den Osten Berlins. Hier erlebt er eine Zeit voller Anarchie, ungeahnter Freiräume und wilder Kreativität. Als gelernter Maurer wird er Teil einer Gruppe von Menschen, die in einer Art Guerillakampf leerstehende Häuser in Obhut nimmt und eine Kellerkneipe eröffnet. Ihr Versuch ist es, dem Kapitalismus, der mit ganzer Wucht alles Bisherige zu verändern droht, eine Alternative entgegenzusetzen. Während Inge und Walter ihre ostdeutsche Identität verleugnen oder abstreifen wollen, findet Carl Schritt für Schritt zu dem, was und wer er selbst sein will. Sogar dem Elternrätsel kommt er auf die Spur und beginnt zu ahnen, wofür der Stern 111 in ihrem Leben steht.

Der Theaterabend nach Motiven des 2020 erschienenen großen poetischen Romans von Lutz Seiler eröffnet einen fesselnden Erinnerungsraum aus Carls Perspektive. Seine Bilder sind detailgenau und berührend, manchmal assoziativ und bruchstückhaft. Und da ist dieser ganz besondere Sound des radikalen Umbruchs und der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten am Anfang der 1990er Jahre.

Regie: Esther Hattenbach
Bühne und Kostüme: Regina Lorenz-Schweer
Musik: Johannes Bartmes
Video: Sebastian Merk
Dramaturgie: Bettina Jantzen
Mit: Paul Wilms, Franziska Melzer, Philipp Mauritz, Alina Wolff, Katja Zinsmeister, Hannes Schumacher, René Schwittay, Joanna Kitzl und Arne Lenk sowie den Musikern Johannes Bartmes und Michael Koschorreck (Kosho)

3.0 von 5 Sterne
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Rastloser Bühnengag mit Musik
8 Tage her.
Kritik

''Franziska Melzer und Philipp Mauritz sind allen West-Widrigkeiten und inszenatorischen Slapstickparaden zum Trotz als unverwüstliches, zielgerichtetes Paar Inge und Walter das ganze Gegenteil ihres Sohnes Carl und der Ruhepol der Inszenierung, die im Hauptteil weiter hektisch durch die Erlebnisse Carls in der Ostberliner Hausbesetzerszene hastet. In vielen Szenen wüsste man ohne den erzählenden Kommentar, der hier wechselnd über alle Ensemblemitglieder verteilt wird, meist nicht, wo man sich gerade befindet. Ein „Plenum“ der verschiedenen Hausbesetzergruppen wird ironisch veralbert. Carl tritt plötzlich unvermittelt mit einer Kalaschnikow und radebrechenden Russen auf. So tauchen Randfiguren auf und wieder ab, fliegen - wie der Hirte Hoffi (René Schwittay) oder Ralf (Arne Lenk) ein Woolworthvertreter und vom schnellen Reichtum verblendetes Wendeopfer - vom Dach. Im Roman sind diese Geschichten nicht ganz ohne Belang, dienen hier aber nur zur rasenden Bebilderung. Auch die Beziehung zur Jugendliebe Effie (Alina Wolff) wird wie nebenbei abgehandelt. Erinnerungssplitter verschwimmen wie die über Overheadprojektor projizierten Gedichtzeilen Carls. Die Utopie einer alternativen Gesellschaft wird zum schnellen Bühnengag.

Es bleiben ein paar live vorgetragene Ostklassiker von Silly, Keimzeit und Gerhard Gundermann im Ohr. Auch Nick Caves Weeping Song wird gecovert. Ein Gespräch zwischen Vater und Sohn, das für Carl, der sich immer außen vor gefühlt hat, mit seinem Vater nie stattgefunden hat. Am Ende des Romans führen die beiden Stränge in Kalifornien wieder zusammen, erzählen die Eltern Carl ihre Geschichte, den Traum von Freiheit, den sie nun endlich verwirklichen. Leider ist der Abend da eine verpasste Chance. So schnell wird sich niemand mehr mit dieser Vergangenheit auseinandersetzen.'' schreibt Stefan Bock am 1. Februar 2025 auf KULTURA-EXTRA

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