Regie: Maximilian Berling Premiere: 25. November 2021 Staatstheater am Gärtnerplatz München
Zum Inhalt: Henry VIII. herrscht seit 27 Jahren machtvoll über England, als er sich, gelangweilt von seiner ersten Frau und zahlreichen Mätressen, in die 24-jährige Anne Boleyn verliebt und sie zu seiner zweiten Frau macht. Doch mittlerweile ist auch diese Leidenschaft erkaltet, und Henry hat sich längst Annes Vertraute Jane Seymour als neue Favoritin ausgewählt. Auf der Suche nach einem Ausweg aus der Ehe mit Anne ersinnt der Monarch einen hinterlistigen Plan, wie er sie des Verrats an ihm beschuldigen kann …
Das Schicksal von Anne Boleyn hat viele Autoren und Komponisten inspiriert, darunter Gaetano Donizetti und Felice Romani, die daraus 1830 gemeinsam für das Teatro Carcano in Mailand die Oper »Anna Bolena« entwickelten, voll packender Dramatik, heiß besungener Leidenschaften und gleich von Anfang an triumphal gefeiert – eine Sternstunde der italienischen Belcanto-Oper.
Musikalische Leitung: Howard Arman Staging/ Regie: Maximilian Berling Kostüme: Inge Schäffner Licht: Michael Heidinger Choreinstudierung: Pietro Numico Dramaturgie: András Borbély T.
Die Krone macht nicht glücklich – aber Donizetti schon!
2 Jahre her.
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Kritik
''Donizetti und sein Librettist haben die Vorlage u.a. für eine großartig erfundene und vor allem grandios komponierte Szene zwischen den beiden Rivalinnen genutzt, in der sich Jane zu ihrer Liebe bekennt und gleichzeitig versucht, Annas Leben zu retten. Jennifer O´Loughlin in der Titelrolle (bravourös, differenziert, gestaltungsintensiv) und die bemerkenswerte, russische Mezzosopranistin Margarita Gritskova als Jane (was für ein kraftvoller und warmer Mezzosopran!) gestalten sie hinreißend. Mit viel Beifall bedacht auch der Bass Sava Vemić (ein eleganter, zynischer Heinrich) und der Tenor Lucian Krasznec (voll lyrischem Schmelz) als Jugendgeliebter Percy. Der Chor des Staatstheaters am Gärtnerplatz (Einstudierung: Pietro Numico) und das reduzierte Orchester unter der musikalischen Gesamtleitung von Howard Arman waren in bestem Schwung und boten ein durchsichtiges dramatisches Klangbild. Dieser quasi kammermusikalischen Interpretation einer großen italienischen Erfolgsoper fehlte nichts: die raffinierte Orchesterpartitur deutet feingestimmt das innere und äußere Geschehen auf der Bühne aus. Zudem rückt die halbszenische Aufführung von unzeitgemäßem Realismus ab. Sie konzentriert sich vielmehr auf Musik, auf die hohe Emotionalität von Situationen und Charakteren.
Dementsprechend verzichtet das Bühnenbild auf alle Requisiten bis auf die Krone und Notenständer, auch die leicht historisierenden Kostüme sind in schwarz gehalten. Die atmosphärische Gestaltung übernimmt eine Videoprojektion im Hintergrund. Sie zeigt in Akt 1 wechselndes Wetter vor gotischen Fenstern, in die eine eisige Wand bedrohlich hineinragt. In Teil zwei wird sich diese Wand verkehren und zu einer Art Fallbeil konkretisieren. Es hat das Schloss verdrängt. Keine Frage: die Szene endet blutrot. Jennifer O´ Loughlin hatte sich ja schon im letzten Jahr intensiv auf diese extrem fordernde Rolle vorbereitet. In ihrem sympathischen Blog beschreibt sie die Enttäuschung, als die Premiere wegen Corona kurzfristig abgesagt werden musste. In diesem Jahr kam es gottlob nicht so weit, das Haus konnte wenigstens zu einem Viertel gefüllt werden. Und die Sopranistin durfte sich feiern lassen.'' schreibt Petra Herrmann am 26. November 2021 auf KULTURA-EXTRA