Bewertung und Kritik zu
DER SCHWEINESTALL
von Pier Paolo Pasolini
Regie: Ivica Buljan
Premiere: 25. November 2016
Residenztheater München
Zum Inhalt: „Der Schweinestall“, 1966 verfasst, spielt im industrialisierten Teil Nachkriegsdeutschlands, in der Villa des mächtigen Industriellen Klotz, dessen Wohlstand sich auf der Waffenfabrik seines Vaters gründet. Sein Sohn Julian wird von ihm als missraten angesehen, weil er nach bürgerlichen Vorstellungen von Bildung und Erfolg nichts auf die Reihe kriegt. Aber auch in der nonkonformistischen Welt der Studentenbewegung jener Jahre, vertreten durch die Freundin Ida, die er nicht an sich heranlässt, findet Julian keine Heimat. Freundschaft und, ja, Liebe in allen Erscheinungsformen erlebt er nur bei den Schweinen im Stall. Vater Klotz würde sein Imperium gern um das seines Konkurrenten Herrn Herdhitze vergrößern, der im Dritten Reich als besonders grausamer KZ-Arzt wirkte. Herdhitze seinerseits hofft, sich die düsteren Familiengeheimnisse des Herrn Klotz zunutze machen zu können, um sich dessen Fabrik einzuverleiben– kapitalistische Kannibalen unter sich. Kein Wunder, dass der sensible Julian in der vom nationalsozialistischen Erbe verseuchten Bundesrepublik nur im Schweinestall echte Widerständigkeit suchen und finden kann.
Mit Philip Dechamps, Genija Rykova, Götz Schulte, Juliane Köhler, Bijan Zamani, Alfred Kleinheinz, Sibylle Canonica, Jürgen Stössinger, Nora Buzalka
Regie: Ivica Buljan
Mitarbeit Regie: Robert Waltl
Bühne: Aleksandar Denić
Kostüme: Ana Savić Gecan
Musik: Mitja Vrhovnik-smrekar
Licht: Gerrit Jurda
Dramaturgie: Laura Olivi