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Sankt Falstaff

Bewertung und Kritik zu

SANKT FALSTAFF 
von Ewald Palmetshofer frei nach Shakespeares «King Henry IV»
Regie: Miloš Lolić 
Premiere: 22. Januar 2025 
Residenztheater München 

Zum Inhalt: Der Staatsstreich ist geglückt. Wie ein Quasi-König regiert Heinrich das Land. Doch er ist alt und krank und kein geeigneter Nachfolger in Sicht. Im Schatten dieser strauchelnden Herrschaft laufen die Geschäfte in Frau Flotts Containerkneipe hingegen ausgesprochen gut. Dort schlägt sich der in jeder Hinsicht raumgreifende John Falstaff mit seinem Intimfreund Harri die Nächte um die Ohren – ein ungleiches Paar, verbunden durch die gemeinsame Lust an scharfzüngiger Rede und reichlich Bier. Als Harri jedoch aus dem Zentrum der Macht ein unmoralisches Angebot erreicht, wirft das nicht nur auf die Zukunft des Staats, sondern auch auf Johns Freundschaft zu Harri ein neues Licht.

Sprachlich geschliffen und mit widerständigem Witz übersetzt der österreichische Dramatiker Ewald Palmetshofer Shakespeares Königsdrama «King Henry IV» in die aktuelle Gegenwart erodierender Demokratien. Dabei treibt er in seiner Neudichtung der Politik pointenreich die Komödie aus, bis der Autokratie das Lachen vergeht.

Regie: Alexander Eisenach
Bühne: Daniel Wollenzin
Kostüme: Claudia Irro
Live-Musik: Benedikt Brachtel und Sven Michelson
Video und Live-Kamera: Oliver Rossol
Licht: Verena Mayr
Dramaturgie: Constanze Kargl

3.0 von 5 Sterne
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Etwas zu sprachverliebt
2 Monate her.
Kritik

''Die Doppelbesetzungen machen es einem neben dem in Palmetshofers typischer Kunstsprache und gehobenem Versmaß verfassten Stücktext nicht gerade leicht der Handlung uneingeschränkt zu folgen. Diese ist lose an Shakespeares Drama Henry IV, Teil 1 und 2, angelehnt, in ein unbestimmtes Heute oder Morgen versetzt. Die Kostüme von Claudia Irro wirken historisierend bis futuristisch. Seit 2019 hat Palmetshofer, der am Resi Hausautor und Dramaturg ist, daran geschrieben. Herausgekommen ist eine Komödie über den Versuch des Machterhalts eines berechnenden Autokraten, die nebenbei noch die Tragik einer scheiternden Männerfreundschaft und Liebesbeziehung erzählt. Die beiden Seiten des Bühnenbilds, von denen das Innere der Bar unter der Schräge meist nur über Live-Kamera auf die Bühnenrückwand projiziert wird, stehen auch für das Oben und Unten in der Gesellschaft.

Während sich Prinz Harri und Ed bei einem Raub von zwei Geldtaschen in der Operntiefgarage einen Spaß mit Falstaff erlauben, denkt auf der anderen Seite der kränkelnde Quasi-König „in schweren Zeiten“ über seine Nachfolge nach, da sich quasi im Staate selbst schon eine Intrige gegen ihn bildet. Er gibt vor, den etwas begriffsstutzigen Hitzkopf Percy anstatt des unsteten Sohns Henri zu seinem Nachfolger zu bestimmen. Die Hand soll Körper werden. So dreht der Text mal mehr mal weniger lustig und metaphernreich seine Pirouetten und spielt die Live-Musik von Benedikt Brachtel und Sven Michelson dazu auf. Die Regie von Alexander Eisenach setzt auf die Kraft des Ensembles und des Texts ohne wirksame Schnitte. Das zieht den dreistündigen Abend aber auch etwas in die Länge.

Da es den Quasi-König dann doch nach seinem Fleisch verlangt, üben John und Harri dessen Auftritt beim Vater. Hier kommen sich Scharf und Nussbaum nicht zum ersten und letzten Mal sehr nahe. Aber Blut ist letztendlich dicker als das eine oder andere miteinander genossene Bier. Den Schwanzvergleich des plötzlich zur Macht drängenden Sohns gegen den hitzköpfigen Widersacher an der Rampe gewinnt Harri und setzt sich auch bei Palmetshofer verfrüht die Krone auf. Der Verrat am Freund Falstaff lässt den zum Mörder aus verschmähter Liebe und anschließend zum tragischen Social-Media-Star werden. Wegen so eines Heiligen stürzt mit Sicherheit keine Diktatur.'' schreibt Stefan Bock am 5. März 2025 auf KULTURA-EXTRA

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