Bewertung und Kritik zu
DAS ERDBEBEN IN CHILI (15+)
nach Heinrich von Kleist
Regie: Ulrich Rasche
Premiere: 25. September 2020
Residenztheater München
Zum Inhalt: Heinrich von Kleists Novelle, die auf das Erdbeben von Santiago de Chile im August 1647 Bezug nimmt, ist von kristallener Schönheit und irritiert als poetisch verdichtete, verstörende Vision aktueller Debatten in Zeiten der Pandemie. Schon mit dem ersten Satz versetzt Kleist die Leser*innen ins Epizentrum der Katastrophe. Verstörte Überlebende sind mit der Deutung des Erdbebens beschäftigt, doch die perspektivischen, interessensabhängigen Schilderungen von Ohnmacht, Schutzlosigkeit und Tod münden in keiner sinnstiftenden Narration. Der Erzähler weiß von Plünderungen im rechtslosen Raum zu berichten, aber auch von Opferbereitschaft, Mut und Selbstlosigkeit. Und dem trügerischen Idyll des verloren geglaubten Paradieses, in das sich Überlebende flüchten und das keine gesellschaftlichen Schranken kennt, folgen Diffamierung, Verfolgung und Lynchjustiz.
Mit: Mareike Beykirch, Linda Blümchen, Pia Händler, Barbara Horvath, Thomas Lettow, Nicola Mastroberardino, Antonia Münchow, Johannes Nussbaum und Noah Saavedra sowie den MusikerInnen Heiko Jung (E-Bass), Lilijan Waworka (E-Piano und E-Orgel) und Fabian Löbhard / Fabian Strauss (Percussion)
Inszenierung und Bühne: Ulrich Rasche
Komposition und Musikalische Leitung: Nico van Wersch
Kostüme: Romy Springsguth
Video: Florian Seufert
Chorleitung: Jürgen Lehmann
Licht: Gerrit Jurda
Dramaturgie: Constanze Kargl
Mitarbeit Regie: Dennis Krauß