DER PRIESTER in «Der Glöckner von Notre Dame» II.

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    8. Buch, 4. Kapitel - Lasciate ogni speranza

    Der Priester und das junge Mädchen  

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    DER PRIESTER: Ach! Junges Mädchen, habe Mitleid mit mir! Du hältst dich für unglücklich: o weh! du weißt nicht, was Unglück heißt. Ach! ein Weib lieben! Priester sein! Gehaßt werden! Sie mit der ganzen Raserei seiner Seele zu lieben; fühlen, daß man für das leiseste Lächeln von ihr sein Blut, sein Herz, seinen Ruf, sein Heil, die Unsterblichkeit und die Ewigkeit, dieses und das ewige Leben hingeben würde; bedauern, daß man nicht König, Genius, Kaiser, Erzengel, Gott ist, um ihr einen größern Sklaven vor die Füße zu legen; sie Tag und Nacht in seinen Träumen und seinen Gedanken umfassen – und sie in eine Soldatenuniform verliebt zu sehen! Und ihr nichts bieten zu können, als eine schmutzige Priestersoutane, vor der sie Furcht und Abscheu empfinden wird! Gegenwärtig sein, mit seiner Eifersucht und seinem Ingrimme, währenddem sie an einen elenden und dummen Prahlhans Schätze der Liebe und Schönheit verschwendet! Diesen Körper sehen, dessen Form jeden Mann entflammt, diesen Busen, der so viel Liebreiz besitzt, dieses Fleisch unter den Küssen eines andern zucken und sich röthen zu sehen! O Himmel! in ihren Fuß, ihren Arm, ihre Schulter verliebt sein, an ihre blauen Adern, ihre brünette Haut denken, sich ganze Nächte hindurch mit diesen Gedanken auf dem Boden seiner Zelle herumzuwälzen, und alle Schmeicheleien, die man für sie ersonnen hat, mit der Tortur enden zu sehen! Nichts erlangt zu haben, als sie auf das lederne Bett hinzustrecken! O! das sind doch die wahren, im Feuer der Hölle glühend gemachten Zangen! Ach! wie glückselig ist doch derjenige, den man zwischen zwei Brettern zersägt, oder den man von vier Pferden zerreißen läßt! . . . Weißt du, was das für eine Qual ist, die man empfindet, wenn die Adern kochen, das Herz bricht, der Kopf berstet, die Zähne in die Finger beißen? Das sind die wüthenden Peiniger, die den Mann bei der Empfindung der Liebe, der Eifersucht und der Verzweiflung wie auf einem glühenden Roste herumwerfen! Junges Mädchen, Gnade! einen Augenblick noch gieb mir Rast! Ein wenig Asche auf die Glut! Trockne, ich beschwöre dich deshalb, den Schweiß, der in dicken Tropfen von meiner Stirne rinnt! Kind! foltere mich mit einer Hand, aber liebkose mich mit der andern! Habe Mitleid, junges Mädchen! habe Mitleid mit mir!

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