ADAM in «Das Tagebuch von Adam und Eva» I.

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    Auszug aus Adams Tagebuch

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    ADAM: Dieses neue Geschöpf mit den langen Haaren ist mir sehr im Wege. Es hängt sich immer an mich und läuft mir nach. Das liebe ich nicht, ich bin nicht an Gesellschaft gewöhnt. Ich wünschte, es bliebe bei den anderen Tieren ... Ich habe gar keine Möglichkeit mehr, etwas selbst zu benennen. Ehe ich Einspruch erheben kann, benennt das neue Geschöpf alles, was einem in den Weg kommt. Und immer wird der selbe Vorwand gebraucht: es sieht wie dies oder jenes aus. Da ist zum Beispiel der Dodo. Im gleichen Augenblick, wo man nach ihm schaut, sagt es, man erkennt sofort, dass er "wie ein Dodo aussieht". Zweifellos wird er den Namen behalten. Ich hab's satt, mich darüber aufzuregen, und außerdem hilft's nichts. Dodo! Er sieht einem Dodo nicht ähnlicher als ich. Baute mir einen Unterschlupf gegen den Regen, konnte ihn aber nicht in Ruhe für mich genießen. Das neue Geschöpf drängte sich mit hinein. Als ich es hinauswerfen wollte, vergoß es Wasser aus beiden Höhlen, womit es schaut, wischte es mit dem Rücken seiner Pfoten weg und machte ein Geräusch wie manche andere Tiere, wenn sie unglücklich sind. Ich wünschte, es redete nicht, aber es redete immer. Ich kann tun, was ich will, das Benennen geht rücksichtslos weiter. Ich hatte für das Grundstück einen ganz trefflichen Namen, einen Wohlklingenden und hübschen: Garten Eden. Heimlich nenne ich ihn weiterhin so, aber nicht mehr öffentlich. Das neue Geschöpf sagt, er besteht aus lauter Wald, Felsen und Landschaft und hat deshalb keine Ähnlichkeit mit einem Garten. Sagt, er sieht aus wie ein Park und ähnelt nichts anderem als einem Park. Folglich hat er, ohne dass ich gefragt wurde, einen neuen Namen erhalten: Niagara-FallPark. Das kommt mir ziemlich anmaßend vor. Und da steht auch schon ein Schild: "Bitte, den Rasen nicht betreten!" Mein Leben ist nicht mehr so glücklich wie früher. Sie hat das ganze Grundstück mit scheußlichen Namen und Schildern verschandelt: "Zum Wirbel der Winde" - "Zur Ziegeninsel" - "Zur Höhle". Letzten Dienstagabend bin ich auf und davon gegangen, war zwei Tage unterwegs, baute mir an einem einsamen Ort einen neuen Unterschlupf und verwischte meine Spuren, so gut ich konnte. Aber sie spürte mich mit Hilfe eines Tieres auf, das sie gezähmt hat und Wolf nennt; sie kam herein, machte wieder dieses Wasser aus den Höhlen, womit sie schaut. Ich sah mich gezwungen, mit ihr zurückzukehren, will mich aber bei nächster Gelegenheit wieder auf und davon machen. Sie gibt sich mit viel dummem Zeug ab; unter anderem will sie herausbekommen, warum die Tiere, die Löwen und Tiger heißen, von Gras und Blumen leben, obwohl ihre Zähne es als ihre Bestimmung ausweisen, einander aufzufressen. Das ist töricht, denn wenn sie das täten, würden sie sich gegenseitig umbringen, und damit würde meiner Meinung nach eingeführt, was man "Tod" nennt. Mir ist aber gesagt worden, der Tod habe den Park noch nicht betreten. In mancher Hinsicht ist das schade.

     

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