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2. Buch, 3. Kapitel - Philosophie nach dem Trinken
Jean Valjean und der Bischof
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JEAN VALJEAN: Ich heiße Jean Valjean. Ich bin ein Galeerensträfling. Ich habe 19 Jahre im Bagno zugebracht. Ich bin seit vier Tagen entlassen und auf dem Wege nach Pontarlier, welches mein Bestimmungsort ist. Vier Tage, die ich seit Toulon gehe. Heute habe ich 12 Stunden zu Fuß zurückgelegt. Diesen Abend, als ich hier ankam, ging ich nach einem Gasthause; man schickte mich wegen meines gelben Passes fort, den ich auf der Mairie gezeigt hatte. Ich ging nach einem andern Gasthofe. Man sagte mir: Geh! bei dem einen, bei dem andern. Niemand wollte etwas von mir wissen. Ich war am Gefängniß; der Schließer hat mir nicht geöffnet. Ich legte mich in die Hütte eines Hundes. Der Hund hat mich gebissen und verjagt, als ob er ein Mensch gewesen wäre. Man hätte glauben sollen, er wüßte, wer ich sei. Ich ging auf das Feld, um unter den Sternen zu schlafen. Es schienen keine Sterne. Ich dachte, es würde regnen, und es gäbe keinen guten Gott, um den Regen zu verhindern, und so kehrte ich denn in die Stadt zurück, um einen Thorweg zu finden. Dort auf jenem Platze wollte ich mich auf einen Stein legen, da zeigte mir eine gute Frau Ihr Haus und sagte: »Klopft dort an.« Ich habe angeklopft. Was ist das hier für ein Haus? Ist das ein Wirthshaus? Ich habe Geld, mein Verdientes. 109 Francs 15 Sous, die ich im Bagno durch meine 19 Jahre Arbeit verdiente. Ich werde bezahlen. Was kümmert mich das? Ich habe Geld. Ich bin ermüdet. 12 Stunden zu Fuß. Mich hungert sehr. Wollen Sie, daß ich bleibe?