RAPHAEL in «Himmel und Erde»

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    1. Akt, 3. Auftritt

    Raphael, Samiasa, Azaziel, Aholibamah, Anah und Noah.

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    RAPHAEL: 
    Ich soll euch holen nach des Himmels Port
    Im Namen Gottes, auf Sein heilig Wort.
    Ihr Theuersten! kaum wen'ger theuer mir
    Durch meinen Auftrag; wenn bis jetzt wir dort
    Zusammen zogen durch den ew'gen Raum,
    So wollen wir auch künftig also ziehn.
    Die Erde stirbt; in ihren Schooß dahin
    Sinkt ihr Geschlecht nach kurzem Wonnetraum.
    Doch muß der Erde Schöpfung oder Fall
    Denn eine Lücke reißen, in die Reihn
    Von uns Unsterblichen – unsterblich all,
    Wenn ihre Schuld auch noch so ungemein?
    Auch Bruder Satan fiel! Sein heißer Wahn
    Wollt lieber leiden, als stets beten an.
    Ihr aber, Seraphs, die noch rein,
    Und nicht so groß wie dieser größte Geist,
    Bedenkt, wie furchtbar er entgleist!
    Bedenkt, daß, wo die Lust auch letzt,
    Sie doch den Himmel nicht ersetzt.
    Ich kämpfte lang
    Und muß es noch
    Mit Jenem, der es hielt für Zwang,
    Daß er erschaffen ward, und Ihm
    Sich beugen sollt' im Kreis der Cherubim,
    Der ihn erhöht wie eine Sonne doch,
    Erzengel selbst verdunkelnd neben ihm!
    Ich liebte ihn, er war so schön!
    Wer außer Ihm, der ihn gemacht,
    War Satan gleich an Schönheit und an Macht?
    O daß was ihn gestürzt von seinen Höhn,
    Vergebung fänd'! Der Wunsch ist Blasphemie,
    Doch warn' ich euch, die ihr noch frei von Pein:
    Ihr habt die Wahl, bei ihm, bei Gott zu sein.
    Er hat euch nicht versucht, er kann es nie,
    Die Engel werden nicht von ihm bethört;
    Jedoch der Mensch hat oft auf ihn gehört,
    Ihr auf das Weib! Schön ist ihr Leibesguß,
    Der Schlange Laut so fein nicht wie ihr Kuß.
    Die Schlange fing nur Staub; sie fängt im Netz
    Des Himmels Sohn, zu brechen sein Gesetz.
    Drum flieht bei Zeit,
    Ihr seid dem Tode nicht geweiht,
    Doch sie vergehn,
    Verwehn,
    Indeß den Himmel ihr mit Klagen füllt
    Um Thon, der doch vergeht,
    Wenn länger auch sein Bild in euch besteht,
    Als jene Sonne, die den Tag enthüllt.
    Bedenkt, wie anders euer Wesen ist,
    In Allem, nur im Leiden nicht. Warum
    Der Qual verfallen, die an ihnen frißt,
    Die schwer von Sorgen und von Jahren krumm
    Und die der Tod, der Erde Herr, umfaht?
    Selbst wenn sie, nicht von Gottes Zorn gehemmt,
    Zum Staub durchringen müßten ihren Pfad,
    Sie wären doch von Schuld und Schmerz beklemmt.


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