CYRANO in «Cyrano von Bergerac» II.

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    2. Aufzug, 8. Auftritt  

    Cyrano und Le Bret.

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    CYRANO: 
    Wie soll ich's halten künftig?
    Mir einen mächtigen Patron entdecken
    Und als gemeines Schlinggewächs dem Schaft,
    An dem ich aufwärts will, die Rinde lecken?
    Durch List empor mich ranken, nicht durch Kraft?
    Nein, niemals! Oder soll ich, wie so viele,
    Ein Loblied singen auf gefüllte Taschen,
    Soll eines Hofmanns Lächeln mir erhaschen,
    Indem ich seinen Narren spiele?
    Nein, niemals! Oder soll ich Kröten schlucken,
    Auf allen vieren kriechen, gleich dem Vieh,
    Durch Rutschen wund mir scheuern meine Knie,
    Kreuzschmerzen leiden durch beständ'ges Ducken?
    Nein, niemals! Soll ich einem Schäfchen gleichen,
    Um selbst mir eins ins Trockene zu bringen?
    Soll Honig streun, um Zucker einzustreichen?
    Und unermüdlich Weihrauchfässer schwingen?
    Niemals! Soll ich als lust'ger Zeitvertreiber
    Nach großem Ruhm in kleinem Kreise spähn,
    Damit sich von den Seufzern alter Weiber
    Des Dichterschiffleins schlaffe Segel blähn?
    Niemals! Für meine Verse dem Verleger,
    Der sie mir druckt, bezahlen runde Summen?
    Niemals! In der Verbrüderung der Dummen
    Gefeiert werden als der Bannerträger?
    Ein einziges Sonett wie ein Hausierer
    Vorzeigen, statt noch andre zu verfassen?
    Niemand talentvoll nennen als die Schmierer?
    Vor jedem Literatenklatsch erblassen
    Und eifrig forschen: Werd ich anerkannt?
    Hat der und jener lobend mich genannt?
    Niemals! Stets rechnen, stets Besorgnis zeigen,
    Lieber Besuche machen als Gedichte,
    Bittschriften schreiben, Hintertreppen steigen?
    Nein, niemals, niemals, niemals! Doch im Lichte
    Der Freiheit schwärmen, durch die Wälder laufen,
    Mit fester Stimme, klarem Falkenblick,
    Den Schlapphut übermütig im Genick,
    Und je nach Laune reimen oder raufen!
    Nur singen, wenn Gesang im Herzen wohnt,
    Nicht achtend Geld und Ruhm, mit flottem Schwunge
    Arbeiten an der Reise nach dem Mond
    Und insgeheim sich sagen: Lieber Junge,
    Freu dich an Blumen, Früchten, selbst an Blättern,
    Die du von deinem eignen Beet gepflückt!
    Wenn dann vielleicht bescheidner Sieg dir glückt,
    Dann mußt du nicht ihn teilen mit den Vettern;
    Dann darfst du König sein in deinem Reiche,
    Statt zu schmarotzen, und dein Schicksal sei,
    Wenn du der Buche nachstehst und der Eiche,
    Nicht hoch zu wachsen, aber schlank und frei.
    [...] Ja, dies ist meine Schwäche.
    Gehaßtsein ist mein Glück. Ich will mißfallen!
    Mich freut's, wenn in ein Wespennest ich steche,
    Wenn rings aus Feindesaugen Pfeile prallen!
    Stolz merk ich an den Flecken meines Kleides
    Der Feigheit Geifer und die Gischt des Neides!
    All eurer Freundschaft süßliches Gekos'
    Gleicht jenen italien'schen Spitzenkragen,
    Durch die der Hals verweichlicht. Sie zu tragen,
    Ist zwar bequem, doch macht es würdelos;
    Denn schlotternd ohne Zwang und Stütze fällt
    Das Haupt nach vorn. Ich aber bin geborgen:
    Der Haß, mein Duzfreund, stärkt mir jeden Morgen
    Die Krause, die den Nacken steif erhält,
    Und Feindschaft schnürt und zwängt ohn' Unterlaß,
    Bis schwerer ich und stolzer Atem hole:
    Der spanischen Krause gleichend, ist der Haß
    Ein Schraubenstock und eine Gloriole.

     

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