ASTROW in «Onkel Wanja» III.

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    3. Aufzug

    Astrow allein   


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    1466146 1466146 XlASTROW: Ich habe hier im Hause meinen eigenen Arbeitstisch … im Zimmer von Iwan Petrowitsch. Wenn ich mal in meiner Sklavenarbeit ganz schlaff und stumpf geworden bin, dann lass' ich alles liegen und eile hierher, um mich ein, zwei Stunden mit dieser Spielerei da zu beschäftigen … Iwan Petrowitsch und Sophia Alexandrowna klappern mit ihrer Rechenmaschine, und ich sitze neben ihnen an meinem Tische und male …und es ist mir so mollig, so friedlich zu Mute, und die Grille zirpt. Aber dieses Vergnügen kann ich mir nur selten leisten, höchstens einmal im Monat … (Zeigt auf der Karte) Nun sehen Sie mal, bitte, hier … Das ist die Karte unseres Kreises, wie er vor fünfzig Jahren war. Das Dunkelgrün und Hellgrün bezeichnet die Wälder; die Hälfte des gesamten Areals ist hier noch mit Wald bedeckt. Wo auf dem Grünen die roten Netzlinien sind, wurden Hirsche und Rehe gehegt. Ich habe hier die Flora wie die Fauna angedeutet. auf dem See da gab es Schwäne, Enten, Gänse, Vogelwild aller Art in schwerer Menge, daß der Himmel davon schwarz war. Neben Dörfern und Weilern, sehen Sie, existierten da und dort Kolonien und Einzelhöfe, altgläubige Klöster und Wassermühlen … Rinder und Pferde waren massenhaft vorhanden – das sehen Sie hier an der blauen Schraffierung. In diesem Bezirk zum Beispiel ist die blaue Farbe besonders stark aufgetragen; da gab es ganze Herden von Pferden, auf jeden Bauernhof kamen drei Pferde. (Pause) Nun sehen Sie hier, weiter unten – die Zustände vor fünfundzwanzig Jahren. Da finden Sie nur noch ein Drittel des Flächenraumes bewaldet. Rehwild gibt es nicht mehr, wohl aber noch Rotwild. Die grüne und rote Farbe erscheint schon ziemlich blass. Und so weiter, und so weiter. Gehen wir nun hier zu der dritten Darstellung über: sie zeigt uns den Kreis, wie er jetzt ist. Die grüne Farbe erscheint nur hier und da, nirgends im Zusammenhang, sondern immer nur in einzelnen Flecke; das Rotwild, die wilden Schwäne, die Auerhähne, die wir früher hier hatten – alles ist verschwunden. Von den einstigen Kolonien, Höfen, Klöstern, Mühlen, ist nicht eine Spur mehr vorhanden. Mit einem Wort: das Bild einer stetig fortschreitenden, unverkennbaren Entartung, die allem Anschein nach in höchstens zehn bis fünfzehn Jahren eine vollständige sein wird. Sie werden mir einwerfen, daß es sich hier um Kultureinflüsse handelt, daß die alten Lebensformen naturgemäß den neuen weichen müssen. Gewiß, ich begreife, wenn an stelle dieser ausgerotteten Wälder Chausseen, gewerbliche Anlagen, Fabriken, Schulen getreten wären, wenn das Volk gesünder, reicher, gebildeter geworden wäre – aber nichts von alledem ist zu sehen! Wir haben in unserem Kreise dieselben Sümpfe, dieselbe Mückenplage, dieselben grundlosen Wege, Brände, Epidemien, Typhus, Diphtheritis, Not und Elend … Wir haben es hier mit einer Entartung zu tun, die als natürliche Folge eines Mangels an Kraft im Kampf ums Dasein erscheint; einer Entartung, die in Trägheit, Unwissenheit und gänzlichem Mangel an Selbstbewußtsein wurzelt. Sie führt, den von Hunger, Frost und Krankheit geschwächten Menschen dahin, daß er, um den ihm noch verbliebenen Lebensrest zu fristen und seine Kinder vor dem Untergang zu bewahren, ganz instinktiv und unbewußt nach allem greift, womit er nur Hunger und Kälte abwehren kann, wobei er, ohne an das Morgen zu denken, alles schonungslos zerstört  Fast alles ist schon zerstört und noch nichts als Ersatz dafür neu geschaffen. (Kühl) Doch ich sehe an Ihrem Gesichte, daß der Gegenstand Sie nicht interessiert. 

     

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