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4. AKT
Michael Kramer, seine Tochter Michaline und Lachmann
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KRAMER: (sich erhebend.) Es gibt ja Leute, die ängstlich sind. Ich bin aber doch der Meinung, Lachmann, man soll sich nicht ängsten in der Welt. Die Liebe, sagt man, ist stark wie der Tod. Aber kehren Se getrost den Satz mal um: Der Tod ist auch mild wie die Liebe, Lachmann. – – Hörn Se, der Tod ist verleumdet worden, das ist der ärgste Betrug in der Welt!! Der Tod ist die mildeste Form des Lebens: der ewigen Liebe Meisterstück. Er öffnet das große Atelierfenster, leise Abendglocken. – Frostgeschüttelt. Das große Leben sind Fieberschauer, bald kalt, bald heiß. Bald heiß, bald kalt! – – – Ihr tatet dasselbe dem Gottessohn! Ihr tut es ihm heut wie dazumal! So wie damals, wird er auch heut nicht sterben! – – Die Glocken sprechen, hören Sie nicht? Sie erzählen's hinunter in die Straßen: die Geschichte von mir und meinem Sohn. Und daß keiner von uns ein Verlorner ist! – Ganz deutlich versteht man's, Wort für Wort. Heut ist es geschehen, heut ist der Tag! – Die Glocke ist mehr als die Kirche, Lachmann! Der Ruf zum Tische ist mehr wie das Brot! – (Die Beethovenmaske fällt ihm in die Augen, er nimmt sie herab. Indem er sie betrachtet, fährt er fort.) Wo sollen wir landen, wo treiben wir hin? Warum jauchzen wir manchmal ins Ungewisse? Wir Kleinen, im Ungeheuren verlassen? Als wenn wir wüßten, wohin es geht. So hast du gejauchzt! – Und was hast du gewußt? – Von irdischen Festen ist es nichts! – Der Himmel der Pfaffen ist es nicht! Das ist es nicht, und jen's ist es nicht, aber was ... – mit gen Himmel erhobenen Händen – was wird es wohl sein am Ende???