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3. Akt, 7. Szene - Zimmer im Hause des Tischlers. Abend.
Karl allein
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KARL: (tritt ein) Kein Mensch daheim! Wüßt' ich das Rattenloch unter der Thürschwelle nicht, wo sie den Schlüssel zu verbergen pflegen, wenn sie Alle davon gehen, ich hätte nicht hinein können. Nun, das hätte Nichts gemacht! ich könnte jetzt zwanzig Mal um die Stadt laufen und mir einbilden, es gäbe kein größeres Vergnügen auf der Welt, als die Beine zu brauchen. Wir wollen Licht anzünden! (er tut es) Das Feuerzeug ist noch auf dem alten Platz, ich wette, denn wir haben hier im Hause zwei Mal zehn Gebote. Der Hut gehört auf den dritten Nagel, nicht auf den vierten! Um halb zehn Uhr muß man müde seyn! Vor Martini darf man nicht frieren, nach Martini nicht schwitzen! Das steht in einer Reihe mit: Du sollst Gott fürchten und lieben! Ich bin durstig! (ruft) Mutter! Pfui! Als ob ich's vergessen hätte, daß sie da liegt, wo auch des Bierwirths Knecht sein Nußknackermaul nicht mehr mit einem Ja Herr! aufzureißen braucht, wenn er gerufen wird! Ich habe nicht geweint, als ich die Todtenglocke in meinem finstern Thurmloch hörte, aber – Rothrock, Du hast mich auf der Kegelbahn nicht den letzten Wurf thun lassen, obgleich ich die Boßel schon in der Hand hielt, ich lasse Dir nicht zum letzten Athemzug Zeit, wenn ich Dich allein treffe, und das kann heut Abend noch geschehen, ich weiß, wo Du um zehn zu finden bist. Nachher zu Schiff! Wo die Klara bleibt! Ich bin eben so hungrig, als durstig! Heut ist Donnerstag, sie haben Kalbfleisch-Suppe gegessen. Wär's Winter, so hätt's Kohl gegeben, vor Fastnacht weißen, nach Fastnacht grünen! Das steht so fest, als daß der Donnerstag wieder kehren muß, wenn der Mittwoch da gewesen ist, daß er nicht zum Freitag sagen kann: geh' Du für mich, ich habe wunde Füße!