PEPEL in «Nachtasyl»

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    3. Aufzug

    Pepel, Natascha, Luka und Wassilissa

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    PEPEL: (in entschlossenem Ton) Hör mal, Natascha … ich möchte mit dir reden … In seinem Beisein … er weiß alles … Komm … mit mir!

    NATASCHA: Wohin? Ins Gefängnis?

    PEPEL: Ich hab dir schon gesagt, daß ich aufhören will mit dem Stehlen! Bei Gott – ich laß es! Wenn ich's gesagt habe, halt ich Wort! Ich hab Lesen und Schreiben gelernt … kann mich redlich ernähren … (Mit einer Kopfbewegung nach Luka) Er hat mir geraten – ich sollt's in Sibirien versuchen … freiwillig sollt ich hingehen … Was meinst du – wollen wir hin? Glaub mir, ich habe mein Leben längst satt! Ach, Natascha! Ich seh doch, wie die Dinge liegen … Ich such mich damit zu trösten, daß andere noch mehr stehlen als ich – und dabei in Ehren leben … Aber was hilft mir das? Gar nichts? Reue verspür ich nicht … glaub auch an kein Gewissen … Eins aber fühl ich: ich muß anders leben! Besser muß ich leben! So muß ich leben … daß ich mich selber achten kann …

    LUKA: Ganz recht, mein Lieber! Der Herr sei mit dir … Christus mag dir helfen! Ganz richtig sagst du: Der Mensch muß sich selber achten …

    PEPEL: Ich war schon von klein auf nur – der Dieb … Immer hieß es: Wasjka der Dieb, Wasjka, der Spitzbubenjunge! Gut, mir kann's recht sein; weil ihr's so wolltet, bin ich ein Dieb geworden … Nur ihnen zum Possen bin ich's vielleicht geworden … weil nie jemand darauf kam, mich anders zu nennen als … Dieb! … Nenn du mich anders, Natascha … nun?

    NATASCHA: (schwermütig) Ich trau nicht recht … Worte sind Worte … Und dann … ich weiß nicht … ich bin heut so unruhig … so bange ist mir ums Herz … als ob ich etwas erwartete! Hättest heut nicht davon anfangen sollen, Wassilij …

    PEPEL: Wann denn sonst? Ich sage dir's nicht zum erstenmal …

    NATASCHA: Wie soll ich denn mit dir gehen? Ich liebe dich ja … nicht so … Manchmal gefällst du mir wohl … aber 's kommt auch vor, daß es mir zuwider ist, dich nur anzusehen. Jedenfalls – lieb ich dich nicht … Wenn man liebt, sieht man keine Fehler am Geliebten … und ich seh doch welche an dir …

    PEPEL: Wirst mich schon liebgewinnen, hab keine Angst! Wirst dich an mich gewöhnen … sag nur erst »ja!« Länger als ein Jahr hab ich dir zugeschaut, und ich sehe, du bist ein braves Mädchen, … ein guter, treuer Mensch … von Herzen hab ich dich liebgewonnen! 

    Wassilissa, noch im ausgehkleide, erscheint am oberen Fenster; sie drückt sich gegen den Pfosten und lauscht.

    NATASCHA: So … mich hast du liebgewonnen, und meine Schwester …

    PEPEL: (verlegen)  Was ich mich aus der mache! Die Sorte ist nicht weit her …

    LUKA: Hat nichts zu sagen, meine Tochter! Man ißt auch mal Gartenmelde … wenn man nämlich kein Brot hat …

    PEPEL:  (düster) Hab Erbarmen mit mir! 's ist kein leichtes Leben, das ich führe – so freudlos, gehetzt wie ein Wolf … Wenn ich im Moor versänke … wonach ich fasse, alles verfault … nichts gibt mir Halt … Deine Schwester, dacht ich, würde anders sein … wäre sie nicht so geldgierig – ich hätte um sie … alles gewagt! Wenn sie nur zu mir gehalten hätte – ganz und gar zu mir … Na, ihr Herz steht eben nach anderem … ihr ist's ums Geld zu tun … und um die Freiheit … und nach Freiheit begehrt sie nur, um liederlich sein zu können. Die kann mir nicht helfen … Du aber – bist wie eine junge Tanne: du stichst wohl, aber du gibt's Halt …

    LUKA: Und ich sage dir: Nimm ihn, meine Tochter, nimm ihn! Er ist 'n herzensguter Junge ! Mußt ihn nur öfter daran erinnern, daß er gut ist … damit er's nicht vergißt, heißt das! Er wird dir's schon glauben! … Sag ihm nur immer: »Wassja«, sag, »du bist ein guter Mensch … vergiß das nicht!« Überleg doch mal, meine Liebe – was sollst du sonst anfangen? Deine Schwester – die ist ein böses Tier; von ihrem Manne läßt sich auch nicht Gutes sagen: keine Worte gibt's, seine Schlechtigkeit zu benennen … und dieses ganze Leben hier … wo findest du 'nen Weg … hier heraus? Der Wasja aber … ist ein kräftiger Bursche …

    NATASCHA: Einen Weg find ich nicht … das weiß ich … hab's schon selbst überlegt … Aber ich … trau halt keinem … Ich seh keinen Weg hier heraus …

    PEPEL: Einen Weg gibt's wohl … aber den laß ich dich nicht gehen … Eher schlag ich dich tot …

    NATASCHA:  (lächelnd) Sieh doch … ich bin noch nicht mal deine Frau, und schon willst du mich totschlagen!

    PEPEL:  (legt seinen Arm um sie) Sag »ja«, Natascha, 's wird schon werden …

     

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