OSWALD in «Gespenster»

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    2. Akt 

    Oswald und seine Mutter (Frau Alving) 

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    25674501 9783861991946 XlOSWALD: (zieht sie wieder nieder) Bleib sitzen, Mutter. Nimm es nur in Ruhe auf. Ich bin auch nicht so richtig krank; nicht, was man im allgemeinen krank nennt. Schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Mutter, ich bin geistig gebrochen, – vernichtet, – ich darf nie wieder ans Arbeiten denken! Birgt hastig das Gesicht in den Händen, wirft sich in Frau Alvings Schoß und bricht in Schluchzen aus. (sieht mit verzweifelten Blicken auf) Nie mehr arbeiten können! Nie – nie mehr! Tot sein bei lebendigem Leibe! Mutter, kannst Du Dir etwas so Furchtbares denken? (setzt sich wieder aufrecht) Ja, eben das kann ich absolut nicht fassen und begreifen. Ich habe niemals ein ausschweifendes Leben geführt. In gar keiner Beziehung. Das darfst Du von mir nicht glauben, Mutter! Das habe ich nie getan. Und doch ist so etwas über mich gekommen! Dieses fürchterliche Unglück!(schwermütig) Das habe ich im Anfang auch geglaubt; aber es ist nicht so. Das will ich auch. Gleich nachdem ich das letzte Mal hier gewesen und wieder nach Paris gekommen war. Es fing damit an, daß ich die wahnsinnigsten Kopfschmerzen bekam, – meistens im Hinterkopf, wie mir schien. Mir war, als würde mir ein enger Eisenring um den Nacken und nach oben hinauf geschraubt. Zunächst glaubte ich, es wäre nur der gewöhnliche Kopfschmerz, von dem ich in der Zeit meines Wachstums so sehr geplagt wurde. Aber das war es nicht; das merkte ich bald. Ich konnte nicht mehr arbeiten. Ich wollte ein neues großes Bild anfangen; aber es war, als ob die Kräfte mich verließen; meine ganze Energie war wie gelähmt; ich konnte mich nicht zu festen Vorstellungen sammeln; es schwindelte mir vor den Augen, – alles drehte sich im Kreise. Ach, es war ein entsetzlicher Zustand! Schließlich habe ich zum Arzt geschickt – und von ihm habe ich Aufschluß erhalten. Es war einer der ersten Ärzte von Paris. Ich mußte ihm beschreiben, was und wie ich es fühlte; und da fing er denn an, mir eine ganze Reihe Fragen zu stellen, die mit der Sache scheinbar nichts zu tun hatten; ich begriff nicht, wo der Mann hinaus wollte – Schließlich sagte er: von Geburt an haben Sie was Wurmstichiges an sich gehabt; – er brauchte genau den Ausdruck: »vermoulu«. Ich verstand es auch nicht und bat ihn um eine nähere Erklärung. Und da sagte der alte Zyniker – Ballt die Faust. Oh –! Er sagte: der Väter Sünden werden heimgesucht an den Kindern. Ich war versucht, ihm ins Gesicht zu schlagen – (lächelt schwermütig) Ja, was sagst Du dazu? Natürlich versicherte ich ihm, daß von so etwas gar nicht die Rede sein könne. Aber glaubst Du, daß er sich davon abbringen ließ? Nein; er blieb dabei; und erst nachdem ich Deine Briefe hervorgeholt und ihm alle die Stellen übersetzt hatte, die vom Vater handelten – Ja, da mußte er selbstverständlich zugeben, daß er auf falscher Fährte gewesen war; und dann erfuhr ich die Wahrheit. Die unfaßbare Wahrheit! Jenem seligen, glücklichen Jugendleben mit den Kameraden hätte ich mich fernhalten müssen. Es hätte meine Kräfte wesentlich überstiegen. Also selbstverschuldet! Eine andere Erklärung wäre nicht möglich, sagte er. Das ist das Furchtbare. Rettungslos verloren fürs ganze Leben – durch meine eigene Unbesonnenheit. Was hätte ich nicht alles auf der Welt vollbringen können, – nicht mal mehr daran denken zu dürfen, – nicht daran denken zu können. O, könnte ich nur ein neues Leben beginnen, – könnte ich alles ungeschehen machen! Wirft sich mit dem Gesicht aufs Sofa. (sieht nach einer Weile auf und bleibt, auf den Ellenbogen gestützt, halb liegen) Wenn es doch nur wenigstens etwas Ererbtes wäre, – etwas, wofür man selbst nichts kann. Aber so! Auf so schändliche, gedankenlose, leichtsinnige Art sein ganzes Glück, seine ganze Gesundheit, alles, aber auch alles, – seine Zukunft, sein Leben verwirtschaftet zu haben –! Ach, Du weißt nicht –. Springt auf. Und dann, Mutter –, daß ich Dir diese Sorge machen muß! Manchmal habe ich fast gewünscht und gehofft, Du möchtest mich weniger lieb haben. (ergreift ihre beiden Hände und küßt sie) Freilich, ich sehe es wohl. Wenn ich zu Hause bin, so sehe ich es ja. Und das ist mit das Schwerste für mich. – Jetzt weißt Du es also. Und nun wollen wir für heute nicht mehr davon reden. Ich kann es nicht vertragen, so lange hintereinander darüber nachzudenken. (Geht durchs Zimmer)

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