HERO in «Des Meeres und der Liebe Wellen»

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    3. Aufzug 

    Hero und Leander im Hintergrund

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    HERO: (nach einer Pause)
    Ich merke wohl, der Vorfall in dem Hain
    Mit jenen Fremden hat mir ihn verstimmt.
    Und, wahrlich, er hat recht. Gesteh ich's nur!
    Wenn ich nicht Hero war, nicht Priesterin,
    Den Himmlischen zu frommen Dienst geweiht,
    Der Jüngere, der Braungelockte, Kleinre,
    Vielleicht gefiel er mir. – Vielleicht? – Je nun!
    Ich weiß nunmehr, daß, was sie Neigung nennen,
    Ein Wirkliches, ein zu Vermeidendes,
    Und meiden will ich's wohl. – Ihr guten Götter!
    Wie vieles lehrt ein Tag, und ach, wie wenig
    Gibt und vergißt ein Jahr. – Nun, er ist fern,
    Im ganzen Leben seh ich kaum ihn wieder,
    Und so ist's abgetan. – Wohl gut!
    (Sie nimmt den Mantel ab.)
    Hier liege du! Mit wie verschiednem Sinn,
    Nahm morgens ich, leg ich dich abends hin.
    Ein Leben hüllst du ein in deine Falten.
    Bewahre was du weißt, ich leg es ab mit dir.

    Doch was beginnen nun? Ich kann nicht schlafen.
    (Die Lampe ergreifend und in die Höhe haltend.)
    Beseh ich mir den Ort? – Wie weit! – wie leer!
    Genug werd ich dich schaun manch langes Jahr,
    Gern spar ich was du beutst für künft'ge Neugier.
    Horch! – Es war nichts. – Allein, allein, allein!
    (Sie hat die Lampe seitwärts aufs Fenster gestellt und steht dabei.)
    Wie ruhig ist die Nacht! Der Hellespont
    Läßt Kindern gleich die frommen Wellen spielen;
    Sie flüstern kaum, so still sind sie vergnügt.
    Kein Laut, kein Schimmer rings. Nur meine Lampe
    Wirft bleiche Lichter durch die dunkle Luft.
    Laß mich dich rücken hier an diese Stäbe!
    Der späte Wanderer erquicke sich
    An dem Gedanken, daß noch jemand wacht,
    Und bis zu fernen Ufern jenseits hin
    Sei du ein Stern und strahle durch die Nacht.

    Doch würdest du bemerkt. Drum komm nur schlafen,
    Du bleiche Freundin mit dem stillen Licht.
    (Sie trägt die Lampe.)
    Und wie ich lösche deinen sanften Strahl,
    So möge löschen auch was hier noch flimmert,
    Und nie mehr zünd' es neu ein neuer Abend an.
    (Sie hat die Lampe auf den Tisch gesetzt.)
    So spät noch wach? – Ei Mutter, bitte, bitte!
    Nein, Kinder schlafen früh! – Nun denn, es sei!
    (Sie nimmt das Geschmeide aus dem Haar und singt dabei mit halber Stimme.)

    Und Leda streichelt

    Den weichen Flaum.

    Das ew'ge Lied! Wie kommt's mir nur in Sinn?
    Nicht Götter steigen mehr zu wüsten Türmen,
    Kein Schwan, kein Adler bringt Verlaßnen Trost.
    Die Einsamkeit bleibt einsam und sie selbst.
    (Sie hat sich gesetzt.)
    Auch eine Leier legten sie hierher.
    Ich habe nie gelernt darauf zu spielen.
    Ich wollte wohl, ich hätt's! – Gedanken, bunt
    Und wirr durchkreuzen meinen Sinn,
    In Tönen lösten leichter sie sich auf.

    Ja denn, du schöner Jüngling, still und fromm!
    Ich denke dein in dieser späten Stunde,
    Und mit so glatt verbreitetem Gefühl,
    Daß kein Vergehn sich birgt in seine Falten.
    Ich will dir wohl, erfreut doch, daß du fern;
    Und reichte meine Stimme bis zu dir,
    Ich riefe grüßend: Gute Nacht!

       

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