SAPPHO in «Sappho» II.

    3. Aufzug, 2. Auftritt  

    Sappho allein.

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    SAPPHO:
    Der Bogen klang,
    (Die Hände über der Brust zusammenschlagend.)
                             es sitzt der Pfeil! –
    Wer zweifelt länger noch? Klar ist es, klar!
    Sie lebt in seinem schwurvergeßnen Herzen,
    Sie schwebt vor seiner schamentblößten Stirn,
    In ihre Hülle kleiden sich die Träume,
    Die schmeichelnd sich des Falschen Lager nahn.
    Sappho verschmäht um ihrer Sklavin willen!
    Verschmähet? wer? Beim Himmel und von wem?
    Bin ich dieselbe Sappho denn nicht mehr,
    Die Könige zu ihren Füßen sah,
    Und spielend mit der dargebotnen Krone,
    Die Stolzen sah und hörte und entließ!
    Dieselbe Sappho, die ganz Griechenland
    Mit lautem Jubel als sein Kleinod grüßte?
    O Törin! Warum stieg ich von den Höhn,
    Die Lorbeer krönt, wo Aganippe rauscht,
    Mit Sternenklang sich Musenchöre gatten,
    Hernieder in das engbegrenzte Tal
    Wo Armut herrscht und Treubruch und Verbrechen?
    Dort oben war mein Platz, dort an den Wolken,
    Hier ist kein Ort für mich, als nur das Grab.
    Wen Götter sich zum Eigentum erlesen,
    Geselle sich zu Erdenbürgern nicht,
    Der Menschen und der Überird'schen Los
    Es mischt sich nimmer in demselben Becher,
    Von beiden Welten eine mußt du wählen,
    Hast du gewählt, dann ist kein Rücktritt mehr!
    Ein Biß nur in des Ruhmes goldne Frucht,
    Proserpinens Granatenkernen gleich,
    Reiht dich auf ewig zu den stillen Schatten
    Und den Lebendigen gehörst du nimmer an.
    Mag auch das Leben noch so lieblich blinken,
    Mit holden Schmeichellauten zu dir tönen,
    Als Freundschaft und als Liebe an dich locken:
    Halt ein Unsel'ger! Rosen willst du brechen
    Und drückst dafür dir Dornen in die Brust! –
    Ich will sie sehn die wundervolle Schönheit,
    Die solchen Siegs sich über Sappho freut!
    Was soll ich glauben? Lügt denn mein Gedächtnis,
    Das, wenn ich's frage, mir ein albern Kind
    Mit blöden Mienen vor die Sinne bringt.
    Mit Augen, die den Boden ewig suchen,
    Mit Lippen, die von Kinderpossen tönen,
    Und leer der Busen, dessen arme Wellen
    Nur Lust zu spielen noch und Furcht vor Strafe
    Aus ihrer dumpfen Ruhe manchmal weckt.
    Wie? oder meinem Aug entging wohl jener Reiz
    Der ihn so mächtig zieht in ihre Nähe? –
    Melitta! – Ja, ich will sie sehn! – Melitta! –

       

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