IRINA in «Drei Schwestern»

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    3. Akt, 4. - 6. Auftritt

    Irina und Olga.

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    IRINA: Mit unserem Andrej ist wirklich nichts mehr los. Er ist so fade geworden, so gealtert neben dieser Natascha. Früher schwärmte er davon, einmal Professor zu werden – und gestern prahlte er damit, daß er endlich zum Mitglied der Landschaftsverwaltung gewählt sei. Er ist Mitglied dieser Verwaltung, und Protopopow ist ihr Vorsitzender! … Die ganze Stadt zischelt und lacht, nur er allein weiß von nichts und sieht nichts … Alles ist zum Feuer gelaufen, und er hockt in seiner Stube und zeigt für nichts Teilnahme. Höchstens sein Geigenspiel interessiert ihn noch. (Nervös.) O, schrecklich, schrecklich, schrecklich! (Sie weint.) Ich kann und kann das nicht länger ertragen! … Ich kann nicht, kann nicht, kann nicht … (Olga tritt ein.) [...] (laut schluchzend) Werft mich hinaus, werft mich hinaus! Ich kann hier nicht länger bleiben. [...] Wohin, wohin ist alles entschwunden? Wo ist es? O mein Gott, mein Gott, ich hab' alles vergessen! … Ganz wirr ist mir im Kopf … Ich weiß nicht mehr, was das Fenster oder die Zimmerdecke auf italienisch heißt. Alles vergess' ich. Jeden Tag vergesse ich etwas. Das Leben entschwindet und kehrt niemals wieder. Niemals, niemals werden wir nach Moskau kommen. Ich sehe, daß wir nie hinkommen werden. [...] (sucht sich zu beherrschen) O ich Unglückliche … Ich kann nicht arbeiten, werde nie arbeiten. Genug, genug! Ich war Telegraphistin, jetzt bin ich in der städtischen Verwaltung angestellt – und ich hasse, ich verachte alles, was man mir nur zu thun giebt … Ich bin schon vierundzwanzig Jahre, ich arbeite nun schon so lange, und was hab' ich erreicht? Mein Gehirn ist wie ausgetrocknet, ich bin abgemagert, verdummt, gealtert, und nichts, nicht die geringste Befriedigung hab' ich in meiner Arbeit gefunden. Die Zeit entflieht so rasch, und es ist mir, als ob ich mich von dem wahren, wirklich schönen Leben immer mehr entferne – als ob ich in einen Abgrund versinke. Ich bin ganz verzweifelt – daß ich noch lebe, daß ich noch nicht Selbstmord begangen habe, ist mir unbegreiflich … [...] Ich will auch nicht mehr weinen. Genug … Siehst Du, ich weine wirklich nicht mehr. Genug, genug! [...] Ich dachte immer, wenn wir nach Moskau ziehen, würde ich den mir vom Schicksal Bestimmten finden – ich habe von ihm geschwärmt, hab' ihn im Traume geliebt … Es waren eben Träume, Hirngespinste … [...] Was für eine tolle Nacht! (Pause.) Olja! [...] Wir sind dann ganz verlassen … Olga! [...] Meine Liebe, Teure – ich achte und schätze den Baron. Er ist ein trefflicher Mensch, ich will ihn heiraten, bin einverstanden – aber wir müssen nach Moskau ziehen. Ich flehe Dich an, laß uns hinziehen! Es giebt auf der ganzen Welt nichts Schöneres als Moskau. Laß uns hinziehen, Olja, laß uns hinziehen! …

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