FRÄULEIN JULIE in «Fräulein Julie» II.

Fräulein Julie und Jean. 

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JULIE: (schreit) Töte auch mich! Töte mich! Wenn du ein unschuldiges Tier schlachten kannst, ohne daß dir die Hand bebt! O ich hasse und verabscheue dich. Zwischen uns steht Blut. Ich fluche der Stunde, da ich dich sah, ich fluche der Stunde, da ich geboren wurde! [...] (nähert sich dem Hackblock, gleichsam gegen ihren Willen hingezogen.) Nein, ich will noch nicht gehen; ich kann nicht – ich muß sehen – still! draußen fährt ein Wagen. (Sie lauscht, während sie die Augen starr auf den Hackblock und das Messer geheftet hält.) Glaubst du, ich kann kein Blut sehen? Glaubst du, ich bin so schwach – o – ich möchte dein Blut sehen und dein Hirn auf dem Holzblock. Ich möchte dein ganzes Geschlecht in einem See, wie der da, schwimmen sehen. Ich glaube, ich könnte aus deiner Hirnschale trinken, ich könnte meine Füße in deinem Brustkorb baden und dein Herz gebraten essen! Du glaubst, ich bin schwach; du glaubst, ich liebe dich; du glaubst, ich will deine Brut unter meinem Herzen tragen und mit meinem Blute nähren – dein Kind gebären und deinen Namen annehmen! Höre du, wie heißest du? Ich habe niemals deinen Zunamen gehört – du hast wohl gar keinen, glaube ich. Ich wollte Frau »Hofwächter«, oder »Madame Kehrichtfeger« werden – du Hund, der mein Halsband, du Knecht, der mein Wappen auf den Knöpfen trägt – ich sollte mit meiner Köchin teilen, mit meiner Dienstmagd rivalisieren. O! o! o! Du glaubst, ich sei feig und wollte flüchten! Nein, nun bleibe ich – und dann möge das Unwetter heraufziehen! Mein Vater kommt heim – er findet seinen Sekretär erbrochen, sein Geld gestohlen! Dann klingelt er – mit der Glocke – zweimal nach dem Bedienten – und dann schickt er nach dem Schulzen – und dann werde ich alles erzählen. Alles! O es ist schön, ein Ende damit zu machen – wenn es nur ein Ende nehmen wollte! – Und dann bekommt er den Schlagfluß und stirbt. – – Und dann hat die ganze Geschichte ein Ende – und es tritt Frieden und Ruhe ein! – Ewige Ruhe! – – Und dann wird das Wappen über dem Sarge zerbrochen – das Grafengeschlecht ist ausgestorben – und der Dienersprößling wächst in einem Waisenhaus heran – gewinnt seine Lorbeeren im Rinnstein und endet in einem Gefängnis!

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