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3. Akt, 1. Auftritt
Eva und Adam
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EVA: Hör mich,
Mein Gott! Mög' treffen ihn der Schlange Fluch!
Mehr als zu uns taugt er zu ihrer Brut.
Mög' trostlos all sein Leben sein! Mög' –
[...] Und nahm den Bruder dir,
Zillah den Gatten, mir den Sohn! Dafür
Verstoß ich ihn aus meinem Aug' für immer!
Ich reiße alle Bande zwischen uns,
Wie er dort riß die Bande der Natur.
O Tod, warum nahmst du nicht mich, die dir
Zuerst verfiel? Was nimmst du mich nicht jetzt?
[...] (Deutet aus Cain.)
Der fleischgewordene Geist
Des Todes war's, den ich zur Welt gebracht,
Mit Todten sie zu streun. Mög' jeder Fluch
Des Lebens auf ihm ruhn! mög' ihn die Qual
Fort durch die Wildniß treiben, wie er uns
Aus Eden trieb, bis seine Kinder ihm
Einst thun, wie er dem Bruder that! – Mög' ihn
Das Schwert der Cherubim bedräun bei Tag
Und Nacht! die Schlange kreuzen seinen Pfad!
Zu Asche ihm der Erde Frucht gedeihn!
Von Scorpionen wimmle ihm das Laub,
Wo er das Haupt hinlegt zum Schlaf! Er träum'
Von seiner That, und sein Erwachen sei
Stets Todesangst! Der klare Bach, den er
Beflecken will mit dursteswüth'ger Lippe,
Verwandle sich in Blut! Jed' Element
Verändre sich vor ihm und fliehe ihn!
Er schleppe lebend sich durch all die Qual,
In der ein Andrer stirbt! Ihm sei der Tod
Was Schlimmeres als der, den er uns brachte!
Fort, Brudermörder! Künftig heiß es »Cain«
Durch alle späteren Myriaden fort,
Die dich verabscheun, bist du gleich ihr Vater.
Es welke unter deinem Fuß das Gras!
Der Wald verweigre dir den Schutz, die Erd'
Ein Heim, der Staub ein Grab, die Sonn' ihr Licht,
Der Himmel seinen Gott!
(Eva ab.)