FRÄULEIN JULIE in «Fräulein Julie» I.

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Fräulein Julie und Jean

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JULIE: Sehen Sie, meine Mutter war nicht von adliger, sondern von ganz einfacher Herkunft. Sie war in den Lehren ihrer Zeit von Gleichheit und Freiheit des Weibes und all' dem erzogen; und sie hatte eine entschiedene Abneigung gegen die Ehe. Als daher mein Vater um sie freite, antwortete sie, sie würde niemals seine Gattin werden wollen, aber – dann wurde sie es doch. Ich kam zur Welt – gegen den Wunsch meiner Mutter, soweit ich verstehen konnte. Nun sollte ich von meiner Mutter zu einem Naturkind erzogen werden und zudem sollte ich alles lernen dürfen, was ein Junge zu lernen bekommt, damit ich ein Beispiel liefern könnte dafür, daß das Weib ebenso gut wäre, wie der Mann. Ich durfte in Jungenkleidern gehen, lernte Pferde warten; durfte aber nicht in die Meierei gehen; ich mußte Pferde striegeln und anschirren und auf die Jagd gehen, ja ab und zu durfte ich sogar versuchen, Feldarbeit zu erlernen. Und auf dem Hofe wurde den Männern Weiberarbeit, und den Weibern Männerarbeit übertragen – mit dem Erfolg, daß das Besitztum anfing herunterzukommen, und wir zum Gelächter der ganzen Gegend wurden. Schließlich muß mein Vater aus seiner Verzauberung erwacht sein und revoltiert haben, denn es wurde alles nach seinen Wünschen umgeändert. Meine Mutter wurde krank – was für eine Krankheit weiß ich nicht – aber sie litt oft an Krämpfen, versteckte sich auf dem Boden und im Garten und blieb die ganze Nacht im Freien. Dann kam die große Feuersbrunst, von der Sie wohl reden gehört haben. Haus, Wirtschaftsgebäude und Ställe brannten ab und zwar unter Umständen, die eine Brandstiftung vermuten ließen, denn das Unglück geschah am Tage nach dem Ablauf des Versicherungsquartals, und die Prämie, die mein Vater einsandte, wurde durch die Nachlässigkeit des Boten aufgehalten, sodaß sie nicht zur Zeit hingelangte. (Sie füllt das Glas und trinkt.) [...] Wir waren obdachlos und mußten im Wagen schlafen. Mein Vater wußte nicht, wo er zum Wiederaufbau des Hauses Geld hernehmen sollte. Da giebt Mutter ihm den Rat, einen ihrer Jugendfreunde, einen Ziegelfabrikanten hier in der Nähe, um ein Darlehn anzugehen. Vater erhielt das Darlehn, sollte aber keine Zinsen bezahlen, was ihn in Erstaunen versetzte. Und dann wurde der Hof aufgebaut! (Sie trinkt wieder.) Wissen Sie, wer den Hof angesteckt hatte? [...] Wissen Sie, was der Ziegelfabrikant war? [Der Liebhaber meiner Mutter.] Wissen Sie, wem das Geld gehörte? [...] Meiner Mutter. [...] Meine Mutter hatte ein kleines Vermögen, welches sie nicht durch meinen Vater verwalten lassen wollte, und darum deponierte sie es bei – dem Freunde. [...] Er behielt es! Dies alles kommt meinem Vater zu Ohren; er konnte aber nicht prozessieren, den Liebhaber seiner Gattin nicht bezahlen, nicht beweisen, daß es das Geld seiner Frau war. Das war die Rache meiner Mutter dafür, daß er die Gewalt im Hause an sich riß. Damals hatte er die Absicht, sich zu erschießen! Es ging das Gerücht, daß er es hätte thun wollen, und daß es mißglückt wäre! Er blieb also am Leben, und meine Mutter mußte ihre Thaten entgelten! Das war eine böse Zeit für mich, können Sie sich denken. Ich sympathisierte mit meinem Vater, aber ich ergriff doch die Partei meiner Mutter, da ich nicht die Verhältnisse kannte. Von ihr hatte ich Mißtrauen und Haß gegen die Männer erlernt – denn sie haßte die Männer, so weit ich gehört habe – und ich schwor ihr, niemals die Sklavin eines Mannes zu werden.  

 

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