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3. Akt, 2. Szene
Hamlet und Horatio.
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HAMLET:
Du bist grad ein so wackrer Mann, Horatio,
Als je mein Umgang einem mich verbrüdert.
[...] Nein, glaub nicht, daß ich schmeichle.
Was für Befördrung hofft’ ich wohl von dir,
Der keine Rent’ als seinen muntern Geist
Um sich zu nähren und zu kleiden hat?
Weswegen doch dem Armen schmeicheln? Nein,
Die Honigzunge lecke dumme Pracht,
Es beuge sich des Knies gelenke Angel,
Wo Kriecherei Gewinn bringt. Hör mich an.
Seit meine teure Seele Herrin war
Von ihrer Wahl, und Menschen unterschied,
Hat sie dich auserkoren. Denn du warst,
Als littst du nichts, indem du alles littest;
Ein Mann, der Stöß’ und Gaben vom Geschick
Mit gleichem Dank genommen: und gesegnet,
Wess’ Blut und Urteil sich so gut vermischt,
Daß er zur Pfeife nicht Fortunen dient,
Den Ton zu spielen, den ihr Finger greift.
Gebt mir den Mann, den seine Leidenschaft
Nicht macht zum Sklaven, und ich will ihn hegen
Im Herzensgrund, ja in des Herzens Herzen,
Wie ich dich hege. – Schon zu viel hievon.
Es gibt zu Nacht ein Schauspiel vor dem König;
Ein Auftritt kommt darin dem Umstand nah,
Den ich von meines Vaters Tod dir sagte.
Ich bitt’ dich, wenn du das im Gange siehst,
So achte mit der ganzen Kraft der Seele
Auf meinen Oheim: wenn die verborgne Schuld
Bei einer Rede nicht zum Vorschein kommt,
So ist’s ein höll’scher Geist, den wir gesehn,
Und meine Einbildungen sind so schwarz
Wie Schmiedezeug Vulkans. Bemerk ihn recht,
Ich will an sein Gesicht mein Auge klammern,
Und wir vereinen unser Urteil dann
Zur Prüfung seines Aussehns.
[...] Man kommt zum Schauspiel, ich muß müßig sein.
Wählt einen Platz.
(Ein dänischer Marsch. Trompetenstoß. Der König, die Königin, Polonius, Ophelia, Rosenkranz, Güldenstern und andere kommen herein.)