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1. Akt, 1. Auftritt
Xiphares und Arbates
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XIPHARES: Ich liebe sie und will
Es länger nicht verschweigen, da mein Bruder
Jetzt nur allein mein Nebenbuhler ist.
Wohl mag dir's unerwartet kommen, doch
Dies ist nicht ein Geheimniß wen'ger Tage,
Seit lang wuchs diese Liebe still empor.
O könnt' ich ihre ganze Macht dir zeigen,
Der ersten Sehnsucht Glut, die letzten Qualen!
Doch jetzt, in dieser schwer bedrängten Lage
Erlaß es mir, das Schicksal meiner Liebe
Dir zu erzählen; mög's, mich zu entschuld'gen,
Genug sein, wenn ich sag': Ich liebte sie
Zuerst und dachte schon an Hymens Band,
Bevor mein Vater ihren Namen kannte.
Er sah sie, aber statt ihr seine Hand,
Wie's ihrer Schönheit würdig, anzubieten,
Hofft' er, sie würde, nicht nach Höh'rem strebend,
Ihm einen würdelosen Sieg gewähren.
Du weißt es, wie er ihre Tugend in
Versuchung bracht' und müde, stets umsonst
Zu kämpfen, in der Ferne selbst noch glühend,
Durch deine Hand sein Diadem ihr bot.
Groß war mein Schmerz, als mir genaue Kunde
Von seiner Lieb' und seinen Plänen ward,
Und daß Monimia, für ihn bestimmt,
Durch dich nach diesem Ort geleitet worden.
Es war zu jener unglücksel'gen Zeit,
Wo meine Mutter dem, was Rom ihr bot,
Entgegen kam und ob betrog'ner Liebe
Nach Rache dürstend, oder buhlend um
Pompejus' Gunst, für mich Verrath am Vater
Beging und jenen Platz mit allen Schätzen,
Die man ihr anvertraut, auslieferte.
O, wie ergriff mich's, als ich solches hörte!
Mein Vater war nicht mehr mein Nebenbuhler,
Der feindlich meiner Liebe Bahn durchkreuzte,
Er war nur noch der Schwerbeleidigte.
Ich griff die Römer an, und meine Mutter
Sah voll Bestürzung, wie ich, jenen Platz
Zurückerobernd, mich dem Tode weihte,
Und sterbend jene Schuld zu tilgen suchte.
Befreit ward der Euxin und ist noch frei;
Von Pontus' Ufern bis zu den Gestaden
Des Bosporus ward meines Vaters Macht
Rings anerkannt, und die beglückten Schiffe
Sahn keine Feinde mehr als Wind und Welle.
Doch strebt' ich weiter noch, Arbat, ich wollte
Bis an den Euphrat ihm zu Hülfe eilen.
Da plötzlich traf mich seines Todes Kunde,
Und unter Thränen, ich verberg' es nicht,
Trat mir Monimia, die mein Vater dir
Zur Obhut gab, mit allem Reiz entgegen,
Und bange Sorg' ergriff mich um ihr Leben:
Ich dachte an des Königs Grausamkeit
Im Lieben. Dir ist ja bekannt, wie oft,
Von Eifersucht erfüllt, er die Geliebten
Ermorden ließ. Ich eilte nach Nymphäum
Und traf dort an des Walles Fuß Pharnazes,
Was, ich gesteh's, mir schlimme Ahnung weckte.
Du nahmst uns Beide auf und weißt nun Alles.
Pharnazes, immer wild in seinen Trieben,
Verhehlte nun nicht länger sein Begehr;
Er meldete der Königin des Vaters
Unglückliches Geschick und seinen Tod
Und bot sich ihr an seiner Stelle dar.
Wie er es sagt, so denkt er's auszuführen;
Doch ich auch bin gemeint, hervorzutreten.
Wie ich des Vaters Ansehn stets geehrt,
Dem ich seit meiner Kindheit huldigte,
So trotz' ich jetzt, im Innersten empört,
Dem Anspruch dieses neuen Nebenbuhlers.
Entweder weist Monimia, meiner Liebe
Entgegen, das Geständniß, das ich ihr
Zu machen denke, kalt und stolz zurück . . . .
Wo nicht, was auch für Unheil draus entstehe,
Durch meinen Tod allein wird sie ein Andrer
Gewinnen! Das ist Alles, was ich dir
Im Stillen zu vertrauen hatte. Nun
Entscheide, wer von Beiden deines Beistands
Dir würd'ger scheint, zu wem du treten willst:
Bin ich es oder ist's der Römerknecht?