TORQUATO TASSO in «Torquato Tasso»

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    Torquato Tasso allein 

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    20030427 20030427 XlTORQUATO TASSO:
    Ich soll erkennen, daß mich niemand haßt.
    Daß niemand mich verfolgt, daß alle List
    Und alles heimliche Gewebe sich
    Allein in meinem Kopfe spinnt und webt!
    Bekennen soll ich, daß ich unrecht habe,
    Und manchem unrecht thue, der es nicht
    Um mich verdient! Und das in einer Stunde,
    Da vor dem Angesicht der Sonne klar
    Mein volles Recht, wie ihre Tücke, liegt!
    Ich soll es tief empfinden, wie der Fürst
    Mit offner Brust mir seine Gunst gewährt,
    Mit reichem Maß die Gaben mir ertheilt,
    Im Augenblicke, da er, schwach genug,
    Von meinen Feinden sich das Auge trüben
    Und seine Hand gewiß auch fesseln läßt!
    Daß er betrogen ist, kann er nicht sehen,
    Daß sie Betrüger sind, kann ich nicht zeigen,
    Und nur damit er ruhig sich betrüge,
    Daß sie gemächlich ihn betrügen können,
    Soll ich mich stille halten, weichen gar!
    Und wer gibt mir den Rath? Wer dringt so klug
    Mit treuer, lieber Meinung auf mich ein?
    Lenore selbst, Lenore Sanvitale,
    Die zarte Freundinn! Ha, dich kenn' ich nun!
    O warum traut' ich ihrer Lippe je!
    Sie war nicht redlich, wenn sie noch so sehr
    Mir ihre Gunst, mir ihre Zärtlichkeit
    Mit süßen Worten zeigte! Nein, sie war
    Und bleibt ein listig Herz, sie wendet sich
    Mit leisen klugen Tritten nach der Gunst.
    Wie oft hab' ich mich willig selbst betrogen,
    Auch über sie; und doch im Grunde hat
    Mich nur – die Eitelkeit betrogen. Wohl!
    Ich kannte sie, und schmeichelte mir selbst.
    So ist sie gegen andre, sagt' ich mir,
    Doch gegen dich ist's offne treue Meinung.
    Nun seh' ich's wohl, und seh' es nur zu spät:
    Ich war begünstigt, und sie schmiegte sich
    So zart – an den Beglückten. Nun ich falle,
    Sie wendet mir den Rücken wie das Glück.
    Nun kommt sie als ein Werkzeug meines Feindes,
    Sie schleicht heran und zischt mit glatter Zunge,
    Die kleine Schlange, zauberische Töne.
    Wie lieblich schien sie! Lieblicher als je!
    Wie wohl that von der Lippe jedes Wort!
    Doch konnte mir die Schmeicheley nicht lang'
    Den falschen Sinn verbergen; an der Stirne
    Schien ihr das Gegentheil zu klar geschrieben
    Von allem was sie sprach. Ich fühl' es leicht,
    Wenn man den Weg zu meinem Herzen sucht
    Und es nicht herzlich meint. Ich soll hinweg?
    Soll nach Florenz, sobald ich immer kann?
    Und warum nach Florenz? Ich seh' es wohl.
    Dort herrscht der Mediceer neues Haus,
    Zwar nicht in offner Feindschaft mit Ferrara,
    Doch hält der stille Neid mit kalter Hand,
    Die edelsten Gemüther aus einander.
    Empfang' ich dort von jenen edlen Fürsten
    Erhabne Zeichen ihrer Gunst, wie ich
    Gewiß erwarten dürfte, würde bald
    Der Höfling meine Treu' und Dankbarkeit
    Verdächtig machen. Leicht geläng' es ihm.
    Ja, ich will weg, allein nicht wie ihr wollt;
    Ich will hinweg, und weiter als ihr denkt.
    Was soll ich hier? Wer hält mich hier zurück?
    O ich verstund ein jedes Wort zu gut,
    Das ich Lenoren von den Lippen lockte!
    Von Sylb' zu Sylbe nur erhascht' ich's kaum,
    Und weiß nun ganz wie die Prinzessinn denkt –
    Ja, ja, auch das ist wahr, verzweifle nicht!
    »Sie wird mich gern entlassen, wenn ich gehe,
    Da es zu meinem Wohl gereicht.« O! fühlte
    Sie eine Leidenschaft im Herzen, die mein Wohl
    Und mich zu Grunde richtete! Willkommner
    Ergriffe mich der Tod, als diese Hand,
    Die kalt und starr mich von sich läßt. – Ich gehe! –
    Nun hüte dich, und laß dich keinen Schein
    Von Freundschaft oder Güte täuschen! Niemand
    Betrügt dich nun, wenn du dich nicht betrügst.


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