DON RODRIGO in «Der Cid»

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    1. Aufzug, 7. Auftritt 

    Don Rodrigo allein.   

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    DON RODRIGO:
    Ich steh' erstarrt, ins tiefste Herz
    Von unverhofftem bittern Weh betroffen,
    Elender Rächer so gerechter Sache,
    So ungerechter Härte Gegenstand;
    Und es erliegt die schmerzensmatte Seele
    Dem tödtlich schweren Schlage.
    So nah war ich mein Glück gekrönt zu sehn!
    O Gott, welch herbes Leiden!
    Schimpflich gekränkt mein Vater – und es ist
    Dein Vater, der ihn so gekränkt, Chimene!
    In meinem Innern – welcher Kampf!
    Die Liebe wird zum Gegner meiner Ehre,
    Den Vater muß ich rächen, die Geliebte
    Verlieren! Er schürt meinen Muth, und sie
    Hält meinen Arm. Verrath an meiner Liebe
    Oder ein ehrlos Leben
    Bleibt mir zur Wahl – und beides trag ich nicht!
    O Gott, welch herbes Leiden!
    Soll ungestraft den Schimpf ich lassen? Soll
    Ich deinen Vater strafen, o Chimene?
    Pflicht, hart und edel, holder Zwang!
    O Vater! O Geliebte! Ehre! Liebe!
    Todt alle Freuden – oder hin die Ehre –
    Elend macht dies – jenes unwerth des Lichts!
    Grausame, theure Hoffnung meiner Seele
    Voll Muth, doch auch entflammt von Liebe,
    Du meines höchsten Glückes würd'ger Feind,
    Stahl, Ursach meiner Leiden,
    Gab, daß die Ehr' ich räche, man dich mir?
    Oder daß mir durch dich geraubt Chimene?
    Ehr ziemt es in den Tod zu gehn.
    Ich schuld' es der Geliebten, wie dem Vater.
    Ihr Haß, ihr Zorn trifft mich, wenn ich mich räche –
    Verachten muß sie mich, räch' ich mich nicht!
    Eins macht mich treulos meiner liebsten Hoffnung,
    Ihrer unwerth das Andre!
    Mein Leiden wächst, da ich es heilen will;
    Alles vermehrt die Qualen!
    Auf meine Seele! Da ich sterben muß,
    Sterb so ich, daß du nicht gekränkt, Chimene!
    Sterben, bevor ich mich gerächt!
    Solch Ende, tödtlich meiner Ehre, suchen?
    Dulden, daß Spanien mein Gedächtniß schmähe,
    Weil meines Hauses Ruhm ich schlecht gewahrt?
    Für eine Liebe, welche meine Seele
    Doch als verloren muß betrachten!
    Hinweg Gedanke, der mich schmeichelnd lockt,
    Doch meinen Gram nur nährt!
    Auf! Auf mein Arm! Rett' mindestens die Ehre,
    Da ich dich doch verlieren muß, Chimene!
    Ja, meine Seele war verirrt:
    Dem Vater schuld' ich mehr wie der Geliebten,
    Und, ob im Kampfe, ob aus Gram ich sterbe,
    Rein wie ich es empfing fließ hin mein Blut!
    Schon schelt' ich mich, daß ich zu träg gewesen.
    Zur Rache! Auf! Zur Rache!
    Und, tief beschämt, daß ich also geschwankt,
    Mach' es mir keine Sorge,
    Daß, da mein Vater heut so schwer gekränkt,
    Der ihn gekränkt dein Vater ist, Chimene!


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