FAUSTUS in «Doktor Faustus»

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    3. Akt, 5. Auftritt 

    Faustus allein. 

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    FAUSTUS: O Faustus,
    Jetzt hast du nur ein Stündlein noch zu leben,
    Und dann bist du verdammt in Ewigkeit. –
    Steht still, ihr nimmermüden Himmelssphären,
    Und hemmt den Lauf der Zeit, eh' zwölf sie schlägt!
    Natur, schlag' wieder auf dein schönes Aug' und gieb
    Uns ewgen Tag! Oh laß zum Jahr die Stunde werden,
    Zum Mond, zur Woche, nur zu einem Tag,
    Daß Faust bereu' und seine Seele rette!
    O lente lente currite noctis equi! –
    Fort gehn die Stern', es rinnt die Zeit, der Pendel schwingt,
    Der Teufel naht, die Hölle thut sich auf. –
    Oh, auf zum Himmel, Faust! – Wer reißt mich nieder? –
    Sieh, wie's da oben wogt von Christi Blut!
    Ein Tropfen kann mich retten – o mein Christ!
    Ich ruf' ihn an – o hilf mir, Lucifer!
    Wo ist es nun? – S' ist aus!
    Und sieh, ein dräu'nder Arm, ein finstrer Braun! –
    Oh Berg' und Hügel, kommt, kommt, fallt auf mich,
    Und deckt mich vor des Himmels schwerem Zorn!
    Nicht? – Nun, so stürz' ich häuptlings in die Erde!
    Thu' auf dich, Erde! Willst mich nicht verschlingen? –
    Ihr Sterne, die mir die Geburt regirt,
    Die mich dem Tod, der Hölle preis gegeben,
    Jetzt zieht mich auf, gleich einem Nebeldunst,
    In jener schwarzen Wolke schwangern Schooß,
    Daß mein Gebein aus ihres Schlundes Dampf
    Sie speie, wenn die Stürme sie zerreißen –
    Doch meine Seele laßt zum Himmel schweben!

    (Die Glocke schlägt halb zwölf.)

    Die eine Hälft' ist hin, bald auch die andre. –
    Oh muß die Seele für die Sünde leiden,
    So setz' ein Ende für die stäte Qual!
    Laß tausend Jahr' mich in der Hölle leben,
    Ja hunderttausend, aber rette dann!
    Ach, den Verdammten ist kein Ziel gesteckt!
    Warum bist du kein seelenloses Wesen?
    Warum ist diese, deine Seel' unsterblich?
    O Seelenwandrung, o Pythagoras!
    Wenn diese Seele von mir flög' und sich
    Zu einem Thier verkehrte! –
    Glücklich sind alle Thiere, denn sie sterben
    Und ihre Seelen fließen in die Lüfte,
    Doch meine lebt zur ewgen Höllenqual! –
    Verflucht die Eltern, welche mich erzeugten!
    Nein, Fluch dir selber, Faust, Fluch Lucifern,
    Der um des Himmels Freuden dich betrogen!

    (Es schlägt zwölf.)

    Es schlägt, es schlägt! Nun, Leib, zerfließ' in Luft,
    Sonst trägt dich flugs zur Hölle Lucifer!
    O Seele, schmilz zu kleinen Wassertropfen,
    Fall' in den Ocean, daß dich Keiner finde!

    (Donner. Die Teufel kommen.)

    O Gnade, Himmel! Schau so stolz nicht nieder!
    Ottern und Schlangen, laßt mich atmen noch!
    Klaff', schwarze Hölle, nicht! Fort, Lucifer!
    O Mephostophilis! In's Feur die Bücher!

    (Die Teufel zerreißen ihn, dann verschwinden sie.)

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