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1. Teil, 4. Aufzug, 1. Szene
Paris. Ein Audienzsaal.
König Heinrich, Gloster, Exeter, York, Suffolk, Somerset, Winchester, Warwick, Talbot, der Statthalter von Paris und andere.
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KÖNIG HEINRICH:
Kommt her, ihr, die ihr Kämpfer wolltet sein.
Hinfort befehl' ich euch bei meiner Gunst,
Den Streit und seinen Grund ganz zu vergessen;
Und ihr, Mylords, bedenket, wo ihr seid:
In Frankreich, unter wankelmüt'gem Volk!
Wenn sie in unsern Blicken Zwietracht sehn,
Und daß wir unter uns nicht einig sind,
Wie wird ihr grollendes Gemüt erregt
Zu starrem Ungehorsam und Empörung?
Was wird es überdies für Schande bringen,
Wenn fremde Prinzen unterrichtet sind,
Daß um ein Nichts, ein Ding von keinem Wert,
Des König Heinrichs Pairs und hoher Adel
Sich selbst zerstört und Frankreich eingebüßt?
O, denkt an die Erobrung meines Vaters,
An meine zarten Jahre; laßt uns nicht
Um Possen das, was Blut erkauft, verschleudern!
Laßt mich der streit'gen Sache Schiedsmann sein.
Ich seh nicht, wenn ich diese Rose trage,
(Indem er eine rote Rose ansteckt.)
Weswegen irgend wer argwöhnen sollte
Ich sei geneigter Somerset als York.
Sie sind verwandt mir und ich liebe beide;
Man kann so gut an mir die Krone rügen,
Weil ja der Schotten König eine trägt.
Doch eure Weisheit kann euch mehr bereden,
Als ich zur Lehr und Mahnung fähig bin:
Und drum, wie wir in Frieden hergekommen,
So laßt uns stets in Fried' und Freundschaft bleiben.
Mein Vetter York, in diesem Teil von Frankreich
Bestallen wir für uns euch zum Regenten;
Und lieber Herzog Somerset, vereint
Mit seinem Heer zu Fuß die Reiterscharen.
Wie echte Unterthanen, Söhne eurer Ahnherrn,
Geht freudiglich zusammen und ergießt
Die zorn'ge Galle wider eure Feinde.
Wir selbst, Mylord Protektor, und die andern
Gehn nach Calais zurück nach ein'ger Rast;
Von da nach England, wo ich hoff', in kurzem
Durch eure Siege vorgeführt zu sehn
Karl, Alençon und die Verräterbande.