DER GEIST in «Hamlet»

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    1. Akt, 5. Szene 

    Der Geist und Hamlet

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    1445343 1445343 XlGEIST: 
    Ich bin deines Vaters Geist;
    Verdammt auf eine Zeitlang, nachts zu wandern
    Und tags, gebannt, zu fasten in der Glut,
    Bis die Verbrechen meiner Zeitlichkeit
    Hinweggeläutert sind. Wär mirs nicht untersagt,
    Das Innre meines Kerkers zu enthüllen,
    So höb' ich eine Kunde an, von der
    Das kleinste Wort die Seele dir zermalmte,
    Dein junges Blut erstarrte, deine Augen
    Wie Stern' aus ihren Kreisen schießen machte,
    Dir die verworrnen krausen Locken trennte
    Und sträubte jedes einzelne Haar empor
    Wie Nadeln an dem zorngen Stacheltier;
    Doch diese ewge Offenbarung faßt
    Kein Ohr von Fleisch und Blut. - Horch, horch, o horch!
    Wenn du je deinen teuren Vater liebtest
    [...] Räch seinen schnöden, unerhörten Mord!
    [...] Schnöder Mord, wie er aufs beste ist,
    Doch dieser unerhört und unnatürlich.
    [...] Du scheinst mir willig;
    Auch wärst du träger als das feiste Kraut,
    Das ruhig Wurzel treibt an Lethes Bord,
    Erwachtest du nicht hier. Nun, Hamlet, höre:
    Es heißt, daß, als ich schlief in meinem Garten,
    Mich eine Schlange stach; so wird das Ohr des Reichs
    Durch den erlognen Hergang meines Todes
    Schmählich getäuscht! Doch wisse, edler Jüngling,
    Die Schlang, die deines Vaters Leben stach,
    Trägt seine Krone jetzt.
    [...] Der blutschänderische Ehebrecher,
    Durch Witzes Zauber, durch Verrätergaben
    - O arger Witz und Gaben, die imstand
    So zu verführen sind! - gewann den Willen
    Der scheinbar tugendsamen Königin
    Zu schnöder Lust. O Hamlet, welch ein Abfall!
    Von mir, des Liebe von der Echtheit war,
    Daß Hand in Hand sie mit dem Schwure ging,
    Den ich bei der Vermählung tat, erniedert
    Zu einem Sünder, von Natur durchaus
    Armselig gegen mich!
    Allein wie Tugend nie sich reizen läßt,
    Buhlt Unzucht auch um sie in Himmelsbildung;
    So Lust, gepaart mit einem lichten Engel,
    Wird dennoch eines Götterbettes satt
    Und hascht nach Wegwurf. -
    Doch still, mich dünkt, ich wittre Morgenluft:
    Kurz laß mich sein. - Da ich im Garten schlief,
    Wie immer meine Sitte nachmittags,
    Beschlich dein Oheim meine sichre Stunde
    Mit Saft verfluchten Bilsenkrauts im Fläschchen,
    Und träufelt' in den Eingang meines Ohrs
    Das schwärende Getränk, wovon die Wirkung
    So mit des Menschen Blut in Feindschaft steht,
    Daß es durch die natürlichen Kanäle
    Des Körpers hurtig wie Quecksilber läuft,
    Und wie ein saures Lab, in Milch getropft,
    Mit plötzlicher Gewalt gerinnen macht
    Das leichte, reine Blut. So tat es meinem,
    Und Aussatz schuppte sich mir augenblicklich,
    Wie einem Lazarus, mit ekler Rinde
    Ganz um den glatten Leib.
    So ward ich schlafend und durch Bruderhand
    Um Leben, Krone, Weib mit eins gebracht,
    In meiner Sünden Blüte hingerafft,
    Ohn Abendmahl, ohn Beicht, ohn letzte Ölung,
    Die Rechnung nicht geschlossen, ins Gericht
    Mit aller Schuld auf meinem Haupt gesandt.
    [...] Hast du Natur in dir, so leid es nicht,
    Laß Dänmarks königliches Bett kein Lager
    Für Blutschand und verruchte Wollust sein!
    Doch wie du immer diese Tat betreibst,
    Befleck dein Herz nicht; dein Gemüt ersinne
    Nichts gegen deine Mutter; überlaß sie
    Dem Himmel und den Dornen, die im Busen
    Ihr stechend wohnen. Lebe wohl mit eins:
    Der Glühwurm zeigt, daß sich die Frühe naht,
    Und sein unwirksam Feuer wird schon blasser.
    Ade! Ade! Ade! Gedenke mein!


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