ARNOLPH in «Die Schule der Frauen»

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    3. Akt, 2. Auftritt 

    Arnolph und Agnes 

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    1394282 1394282 XlARNOLPH: (sitzend) 
    Agnes, nun hör mich; leg die Arbeit fort;
    Das Köpfchen hoch, den Blick mir zugewendet.
    (Er legt ihr den Finger an die Stirn)
    So! Schau mir fest ins Aug', bis ich vollendet,
    Und merke dir sorgfältig jedes Wort.
    Agnes, ich habe dich zur Frau erkoren,
    Und jeder Stunde preis' dein Schicksal, Kind,
    Bedenkend, wie so niedrig du geboren,
    Und wie ich selbstlos bin und hochgesinnt,
    Indem ich dich aus armem Bauernstand
    Zu einer würd'gen Bürgersfrau erhebe,
    Dir einen Gatten in mir gebe,
    Der jeder Kette sich bisher entwand
    Und zwanzig glänzenden Partien die Ehre
    Verweigerte, die er nun dir erweist.
    Drum halte dir es immer vor im Geist,
    Was ohne mich dein Los gewesen wäre,
    Damit dies seltne Glück dich jeden Morgen
    Ermahnt, es zu verdienen stets aufs neue,
    Dich nie zu überheben und zu sorgen,
    Daß ich den Schritt niemals bereue.
    Heiraten, Agnes, ist kein Kinderspiel;
    Der Frau sind ernste Pflichten aufgegeben;
    Nicht deshalb nahst du diesem hohen Ziel,
    Um sorglos in den Tag hinein zu leben.
    Gott schuf zur Unterwerfung dein Geschlecht;
    Dem Bart allein gebührt das Herrscherrecht.
    Wenn in zwei Hälften sich die Menschheit scheidet,
    So gleichen beide doch einander wenig;
    Die eine handelt, und die andre leidet;
    Wo jene herrscht, ist diese untertänig.
    Was ein Soldat nach seinem Fahneneid
    Dem Hauptmann zeigt von Unterwürfigkeit,
    Der Diener seinem Herrn, der Sohn dem Vater,
    Dem Abte der geringste Pater,
    Dies all ist nichts, verglichen mit den Mengen
    Geduld, Respekt, Gehorsam, Ehrfurchtzoll,
    Die eine Frau dem Manne widmen soll
    Als ihrem Herrn und Meister und Gestrengen.
    Wenn er auf sie voll Ernst die Blicke lenkt,
    Muß sie sogleich die Augen niederschlagen
    Und darf ihn niemals anzusehen wagen,
    Bevor er ihr ein gnädig Lächeln schenkt.
    Das ist es, was den heut'gen Frauen fehlt;
    Doch hüte dich, das Beispiel nachzuahmen
    Der schändlichen koketten Damen,
    Von deren Treiben alle Welt erzählt;
    Verschanz dich vor des bösen Feindes List,
    Will sagen: laß dich nicht von Stutzern blenden
    Und denke, wenn du meine Gattin bist,
    Daß meine Ehre ruht in deinen Händen,
    Daß Ehre leicht für immer geht verloren,
    Daß man damit kein Spiel zu treiben liebt,
    Und daß es in der Hölle Kessel gibt,
    Worin die schlechten Weiber schmoren.
    Was ich da sage, das ist bittrer Ernst;
    Drum präg es gründlich deinem Herzen ein.
    Wenn du dich vor Gefallsucht wappnen lernst,
    Dann bleibst du gleich der Lilie weiß und rein;
    Doch kommt in deiner Tugend Kleid ein Riß,
    Dann färbt sich deine Seele schwarz wie Kohlen,
    Gibt jedermann ein Ärgernis,
    Und eines Tags wird sie der Teufel holen,
    Damit sie brät im ew'gen Feuerbade.
    Davor behüte dich des Himmels Gnade!
    Nun mach dein Kompliment! Gleichwie die Nonnen
    Auswendig lernen ihres Ordens Pflicht,
    So wird der Ehstand auch damit begonnen;
    Ich habe hier ein Schriftstück von Gewicht,
    Drin steht, was einer Frau zu tun gebühre.
    Der's schrieb, ist sicher eine fromme Haut;
    Drum bild' es deine einzige Lektüre.
    (Er steht auf)
    Da nimm und lies ein Stückchen laut.

      

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