Seite 2 von 8
5. Akt
Aigisthos allein.
Buch kaufen
AIGISTHOS:
O frohes Licht des Tages, der Gericht gebracht!
Nun sag ich freudig, Rächer schaun den Sterblichen
Die Götter hochher auf der Erde Missetat,
Da den in den prachtgewebten Purpurdecken ich
Der Erinnys, recht zur Lust mir, tot da liegen seh,
Untat zu büßen, die des Vaters Hand beging.
Denn einst hat Atreus, dieses Landes Fürst und Herr,
Sein Vater, meinen Vater Thyestes, hör mich recht,
Den eignen Bruder, der um das Reich mit ihm sich stritt,
Hinausgestoßen aus der Stadt, aus seinem Haus;
Heimkehrend drauf, am Herde hilfesuchend, kam
Gramvoll Thyestes und erflehte Sicherheit,
Daß er der Heimat Boden nicht mit seinem Blut
Gemordet tränkte; doch zum Gastgeschenk gereicht
Hat sein verruchter Vater Atreus, liebend nicht,
Nein, schändlich meinem Vater, Festgelag und Schmaus
Scheinbar bereitend, Kost von der eignen Kinder Fleisch;
Er ließ die Füßlein und der Hände Fingerkamm
Zu Kohlen brennen (über seines Herdes Glut
Und gab vom andren meinem Vater, daß er aß;)
Der, ohne daß er wußte, was er nehme, nahm
Und aß vom Mahl, du siehst's, dem Fluchmahl des Geschlechts.
Drauf als ihm klar wird dieser Tat Entsetzlichkeit,
Da seufzt er, sinkt er nieder, speiet aus den Mord,
Flucht den Pelopiden ungemeßnen Untergang,
Häuft Graunverwünschung auf die Schmach des schnöden Mahls:
Daß so der ganze Pleisthenidenstamm vergeh!
Nach solchem Fluch kannst dort du den erschlagen sehn!
Ich aber heiße seines Mords gerechter Schmied;
Denn mich, den dritten zu den zween, trieb er fort
Mit dem armen Vater, da ich klein in Windeln lag.
Erwachsen führte Dike wieder mich zurück;
Auch da ich fern war, hatt an ihn ich mich geknüpft,
Geknüpft die ganze sichre Kunst heimtückscher List.
So wäre selbst zu sterben jetzt mir leicht und lieb,
Nachdem ich diesen in die Schlingen Dikes trieb!