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2. Akt, 3. Auftritt
Dorine und Marianne.
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DORINE:
Wie? Daß Ihr Vater, stolz auf seine Schwächen,
Von dem Tartüff beschwatzt und eingelullt,
Jetzt im Begriffe steht, sein Wort zu brechen,
Daran ist gar wohl Ihr Geliebter schuld?
[...] [Du denkst, ich will offenbar...]
Nichts will ich, nichts. Ich sehe schon, Sie werden
Die Frau Tartüff. Wie unrecht es doch war,
Mich gegen dieses Glück so zu gebärden!
So tun Sie doch, wonach der Wunsch Sie zieht!
Um solchen Freier sollte man sich reißen:
Ein Herr Tartüff, das will was heißen.
Ja, Herr Tartüff, wenn man's bei Licht besieht,
Das ist ein Mann, der sich mit Anstand schneuzt;
Sein Ehgespons hat Ursach', stolz zu blicken,
Weil man vor ihm in Ehrfurcht sich bekreuzt.
Er ist von Adel, hat ein Äußres zum Bestricken,
Ein angenehm Gesicht mit roten Ohren:
Kurzum, Sie können sehr zufrieden sein.
[...] [Und jetzt...] Ja, leuchtet Ihnen denn nicht ein,
Welch hübscher Mensch zur Gattin Sie erkoren?
[Ich werde weiter reden, bleibe nicht still!]
[...] Ein Kind muß wollen, was sein Vater will.
Und wählt er auch zum Eidam einen Affen.
Sie werden sich ein gutes Leben schaffen.
Zu seinem Städtchen geht's per Extrapost,
Wo Onkel, Vettern aus der Erde schießen;
Die füttern Sie sodann mit Geisteskost.
Die feine Welt wird Ihnen sich erschließen:
Erfreut kommt Ihnen schon im Flur entgegen
Die Frau Kanzleirat und die Frau Notar
Und wird Sie bitten, abzulegen.
Doch erst im Karneval wird's wunderbar.





