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2. Aufzug, 3. Szene
Maria, Junker Tobias von Rülp und Junker Christoph von Bleichenwang.
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MARIA: Lieber Junker Tobias, haltet euch nur diese Nacht still: seit der junge Mann vom Grafen heute bei dem Fräulein war, ist sie sehr unruhig. Mit Musje Malvolio lasst mich nur machen. Wenn ich ihn nicht so foppe, dass er zum Sprichwort und zum allgemeinen Gelächter wird, so glaubt nur dass ich nicht gescheit genug bin um grade im Bette zu liegen. Ich bin meiner Sache gewiss. [...] Nun, Herr, er ist manchmal eine Art von Pietisten. [...] Den Henker mag er ein Pietist oder sonst etwas anders auf die Dauer sein, als einer der den Mantel nach dem Winde hängt. Ein gezierter Esel der vornehme Redensarten auswendig lernt und sie bei grossen Brocken wieder von sich gibt ... aufs beste mit sich selbst zufrieden, wie er meint so ausgefüttert mit Vollkommenheiten, dass es ein Glaubensartikel bei ihm ist, wer ihn ansieht müsse sich in ihn verlieben. Dies Laster an ihm wird meiner Rache vortrefflich zustatten kommen. [...] Ich will ihm unverständliche Liebesbriefe im den Weg werfen, worin er sich nach der Farbe seines Bartes, dem Schnitt seiner Waden, der Weise seines Ganges, nach Augen, Stirn und Gesichtsfarbe handgreiflich abgeschildert finden soll. Ich kann genau so wie das Fräulein, eure Nichte, schreiben: wenn uns ein Zettel über eine vergessne Sache vorkommt, so können wir unsre Hände kaum unterscheiden. [...] Ja, so sieht der Handel ungefähr aus. [...] Ein königlicher Spass, verlasst euch drauf: ich weiss, mein Tränkchen wird bei ihm wirken. Ich will euch beide – der Narr kann den dritten Mann abgeben – auf die Lauer stellen wo er den Brief finden soll. Gebt acht wie er ihn auslegt. Für heute nacht zu Bett, und lasst euch von der Kurzweil träumen. Adieu. (Ab.)