KÖNIGIN MARGARET in «König Heinrich VI.» I.

2. Teil, 3. Aufzug, 1. Szene  

Königin Margaret, König Heinrich, Kardinal Beaufort, Suffolk, York, Buckingham.

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KÖNIGIN MARGARET: 
Könnt ihr nicht sehn, und wollt ihr nicht bemerken,
Wie fremd sich sein Gesicht verwandelt hat?
Mit welcher Majestät er sich beträgt?
Wie übermütig er seit kurzem ward,
Wie stolz, wie herrisch und sich selbst nicht gleich?
Ich weiß die Zeit, da er noch mild und freundlich war,
Und warfen wir nur einen Blick von fern,
Gleich war er auf den Knieen, daß der Hof
Voll von Bewundrung war für seine Demut.
Doch trefft ihn jetzt, und sei es morgens früh,
Wann jedermann die Tageszeit doch bietet,
Er zieht die Brau'n, und zeigt ein zornig Auge,
Und geht mit ungebognem Knie vorbei,
Die Schuldigkeit, die uns gebührt, verschmähend.
Man achtet kleiner Hunde Murren nicht,
Doch Große zittern, wenn der Löwe brüllt.
Und Humphrey ist kein kleiner Mann in England.
Erst merkt, daß er euch nah ist von Geburt,
Und, wenn ihr fallt, der nächste wär zum Steigen.
Drum, däucht mir, ist es keine Politik,
Erwogen, welchen Groll er trägt im Herzen,
Und daß sein Vorteil eurem Hintritt folgt,
Daß er zu eurer fürstlichen Person
Und Euer Hoheit Rat den Zutritt habe.
Des Volkes Herz gewann ihm Schmeichelei,
Und wenn's ihm einfällt, Aufstand zu erregen,
So ist zu fürchten, alles folgt ihm nach.
Jetzt ist es Frühling, und das Unkraut wurzelt
Nur flach noch; duldet's jetzt, so wuchert es
Im ganzen Garten und erstickt die Kräuter
Aus Mangel einer fleiß'gen Landwirtschaft.
Die ehrerbiet'ge Sorg um meinen Herrn
Ließ mich im Herzog die Gefahren lesen.
Wenn's thöricht ist, nennt's eine Weiberfurcht,
Und, können bessre Gründe sie verdrängen,
Gesteh' ich gern, ich that zu nah dem Herzog.
Mylord von Suffolk, Buckingham und York,
Stoßt um das angeführte, wenn ihr könnt,
Wo nicht, laßt meine Worte giltig sein.


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